Ges.m.b.H.: Streitkultur

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Karl Hohenlohe über öffentliche Reibereien.
Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Mit großem Interesse hat man die Ausführungen von Herrn Ambros in den Radiogeräten verfolgt. Besonders jene Passagen, da er Herrn Fendrich einen schlimmen Finger heißt. Nichts ist uns näher als der Verdruss, aber nur, wenn er die anderen gefangen hält. Es ist ein seltsames Phänomen, dass die negativen Meldungen unser Herz erfreuen, den Trübsal verblasen und wir uns nach der Verinnerlichung von Tratsch, bösen Gerüchten und Anschuldigungen besser, fallweise geläutert fühlen. Dies wissen auch die Medien, und wenn einer über den anderen herfällt, wird es transportiert. Wenn der Beschuldigte dann zurückschlägt, gerät es in die Schlagzeilen. Was ergötzt uns nun dermaßen an öffentlichen Reibereien? Zum einen ist es die Gewissheit, dass die da oben genau die gleichen Narren sind wie wir selbst, zum anderen schließen wir von der Art der Waffenführung umgehend auf den Charakter. Ich erinnere mich an meinen Fußballgott Gustl Starek, der einen feindlichen Spieler, der sich im Strafraum mittels Fallenlassen gehen ließ, mit den aufmunternden Worten: "Steh auf, du woarmer Vogel" bedachte. Im ersten Moment eine grobe Insultierung, bei näherer Betrachtungsweise - wenn man also in Richtung affektierte Schwalbe denkt - gar nicht so schlecht. So kann man nahezu jeden Angriff, jedes böse Wort, selbst das Götz-Zitat bei Bedarf ins Positive kehren. So kommentierte Herr Ambros auch die seinerzeitige Festnahme von Herrn Fendrich, aber er sagte nicht "Einkerkern, in Gewahrsam nehmen" oder "Internieren" sondern "Hopsnehmen". Und da liebe Leserschaft, schwingt doch ein ganz klein wenig Zärtlichkeit mit. Einladungen, Beschwerden, Hinweise: karl.hohenlohe(at)kurier.at

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