Ges.m.b.H.: Seitensprünge

Ges.m.b.H.: DÖF
Karl Hohenlohe über Lotte Ingrisch.
Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Ich kann mich nicht erinnern, an dieser Stelle jemals ein neues Buch beworben zu haben, aber es musste einmal sein: Lotte Ingrisch, "Die ganze Welt ist Spaß" (Amalthea Verlag).

Ich ersuche die Leserschaft, vom Titel nicht gleich auf den gesamten Inhalt zu schließen. Frau Ingrisch war mir bisher als rein ätherisches Wesen bekannt, sehr freundlich, immer lächelnd und mit besten Beziehungen in das Jenseits ausgestattet.

Nun lese ich, Frau Ingrisch war und ist bewusstseinsverändernden Substanzen in Form von – manchmal weniger, manchmal mehr, bis manchmal sehr viel mehr – Wein gar nicht so abgeneigt. Darüber hinaus wurde Lotte Ingrisch, damals schon mit Gottfried von Einem verheiratet, von dem berühmten Schriftsteller Alexander Lernet-Holenia zu einem längeren Kuss in einer Hauseinfahrt überredet ("Liebe Güte, er war schon ein alter Herr, und ich bewunderte ihn so") und in Folge von schlechtem Gewissen übermannt.

Umgehend fuhr sie mit dem Nachtzug zu ihrem im Ausland weilenden Mann und betrat in den frühen Morgenstunden das Hotelzimmer. Herr von Einem war jedoch nicht alleine, presste eine Whiskeyflasche an sich und meinte: "Merkst du nicht, dass du störst?"

Frau Ingrisch fuhr wieder.

Lange davor war man zum ersten gemeinsamen Konzert verabredet, es begann und Frau Ingrisch gestand ihrem Mann, dass es ihr nicht gefiele. Gottfried v. Einem: "Aber die stimmen erst die Instrumente." Ein sehr schönes Buch, aus dem man in puncto Selbstironie noch allerlei lernen kann.

Einladungen, Beschwerden, Hinweise:office(at)hohenlohe.at

 

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