Ges.m.b.H.: Last der Lust

Ges.m.b.H.: Last der Lust
Karl Hohenlohe über ein erotisches Gedicht und "Porno".
Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Kann es ein Zufall sein, dass man des Morgens noch die Auffindung eines erotischen Gedichtes von Friedrich dem Großen an die ebensolche Glocke hängte und des Abends das Stückwerk "Porno" im Rabenhof gab? Nein, die Vorsehung hat es minutiös geplant. Das Gedichtlein, das der alte Fritz in jungen Jahren zimmerte, war seit dem 18. Jahrhundert verschollen und nach der Lektüre denkt man sich, nicht ohne Grund. Das sittensattelfeste Publikum hat sich die Veröffentlichung nicht herbeigesehnt, es will den Preußenkönig auf dem Schlachtfeld, hinter dem Schreibtisch und vielleicht noch an der Flöte in Erinnerung behalten, jedoch nicht keuchend in die monogrammbestickten Laken gepresst."Die Liebe, die sie vereinte, erhitzte ihre Küsse und ließ sie sich noch enger umschlingen. Göttliche Wollust! Herrin der Welt", dichtet Friedrich und man ist an die musikalischen Kompositionen des Königs erinnert, die allesamt ein wenig wie müde Schlachtenpferde holpern, fallweise glaubt man sogar, das eine oder andere Wiehern zu hören. Als der Preußenkönig in die Jahre kam und der Zahn der Zeit seine Mundhöhle leerte, konnte er die Flöte nicht mehr spielen, er legte sie beiseite und sagte dem Kammerdiener: "Nun habe ich meinen besten Freund verloren." Seine Talente lagen in der Organisation, der Schlachtenplanung und in der Produktion zahlreicher unehelicher Kinder, weniger aber in der Führung der Flöte und schon gar nicht in der Beschreibung der Spielarten dessen, was man damals "faire l'amour" nannte. Im Rabenhof wandelte man mit "Porno" nun auf seinen Spuren, mehr dazu demnächst.

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