Ges.m.b.H.: La Traviata

Ges.m.b.H.: La Traviata
Karl Hohenlohe über das verbindende Element des Hustens
Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Ich habe Reizhusten und bin in die Oper eingeladen: "La Traviata" , die ich noch als Kameliendame kannte. Ich sitze zweite Reihe Mitte, die Liebschers eine Reihe weiter hinten und das gibt Selbstvertrauen. Kurz bevor es losgeht, winke ich meinem Kollegen Korentschnig, der oben in einer Loge Platz genommen hat. Er ortet mich nicht, aber zwei Menschen, die ich noch nie in meinem Leben gesehen habe, winken zurück. Dann geht es los. Bertrand de Billy am Pult und ich überlege die ganze Zeit, ob man das "e" beim "de" ausspricht oder verschluckt. Der Mann rechts vom Dirigenten, der eine große Geige spielt, die aber Cello heißt, spricht während der ganzen Aufführung lautlos den Text mit und mein späterer Applaus gilt auch ihm. In der Pause werde ich mit einem Kontrollbanker verwechselt, der wiederum mit Wolfgang Waldner verwechselt wird. Plötzlich stehe ich vor, ja wem wohl, schüttle die Hand und 12 Sekunden später fällt mir ein, dass es die sehr freundliche Nationalratspräsidentin Prammer war. Bei meinem Abgang von der Pause raune ich dem Burgtheaterdirektor Hartmann ein vertrautes "Auf Wiederschaun" zu und er wirkt überrascht. Links von mir sitzt meine Frau, rechts eine Dame, der ich mich wegen des gemeinsamen, intensiven Reizhustens verbunden fühle. Beim achten Anfall reiche ich ihr ein Rucola, nein, Ricola Kräuterzuckerl, zuckerfrei. Umsonst. Als Natalie Dessay stirbt, bin ich wahnsinnig traurig. Der Regisseur wird ausgebuht, die Menschen haben keine Ahnung, es war ein wundervoller Abend. Einladungen, Beschwerden, Hinweise: karl.hohenlohe@kurier.at

Kommentare