Ges.m.b.H.: Kopf & Kragen

Ges.m.b.H.: Kopf & Kragen
Karl Hohenlohe über Dinge, die nicht jedermanns Kragenweite sind.
Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Früher packte man die Menschen am Kragen oder legte Perlen, Schlingen, vielleicht auch eine Garrotte um den Hals, um solchermaßen den Kragen zu betonen. All dies ist dem scheinbar zivilisierten Europäer nicht gestattet - was soll er also tun, wenn er den Hals betonen will? Die Damen haben es da leicht, sie unterstreichen den schönen Hals mit einem gewagten Dekolleté oder platzieren eine Brosche unterhalb des Kehlkopfs. Die Männer aber müssen darben. Alle Männer? Nein, noch lange vor dem SOKO-Donau-Doyen Dietrich Siegl hat sich Karl Lagerfeld mit dieser Materie auseinandergesetzt und einen Stehkragen entwickelt. Dieser setzt am Schlüsselbein an, zieht sich hinauf bis zum Kopfansatz, wo er sich mit dem Doppelkinn misst. Wenn Lagerfeld dazu eine Krawatte trägt, dann wird sie nicht hinaufgezogen - sie ruht, ähnlich einem schlampigen Knoten, dort, wo man gegebenenfalls den Luftröhrenschnitt ansetzt, und gibt den Blick auf den ordinären Hemdknopf frei. Die Ästheten sind diesbezüglich geteilter Meinung, ich nicht. Als man bei SOKO-Donau nun ein Drehschlussfest beging, war auch Herr Dietrich Siegl zugegen, er trug ein reinweißes Hemd mit gewagtem Kragen. Es war ein Modell, das man eigens als Antipode gegen den gestärkten Kragen kreiert haben dürfte, es verlor sich an den Schultern, es war brutalst niedergebügelt, es ist nicht auszuschließen, dass man in Hawaii mit Hemden solchermaßen verfährt. Im Vergleich zu Herrn Lagerfeld sah Herr Siegl wie Schimanski im Vergleich zu Karl-Friedrich Boerne aus und hat uns sehr gut gefallen. Einladungen, Beschwerden, Hinweise: karl.hohenlohe@kurier.at

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