Ges.m.b.H.: Ausgewogen

Ges.m.b.H.: Ausgewogen
Karl Hohenlohe über das Verhältnis von toten und lebendigen Prominenten.
Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Als man Frau Stefanie Werger, mit der schönen Berufsbezeichnung Austropopperin, nun in der Television sah, hörte man die Redakteurin im Hintergrund: "Steffi Werger ist wieder dick da", sagen. Die Österreicherinnen und Österreicher lieben ihre behäbigen, berühmten Landsleute und deren dicke Nachbarn: Otto Wanz, Fritz Eckhart, Ottfried Fischer, Dirk Bach, usw., usw. Was aber ist mit den Dünnen, den Hageren, den prominenten Leptosomen? Nicht, dass sie dahindümpeln, man bringt ihnen etwas Ehrfurcht entgegen, aber an die Dicken kommen sie niemals heran. Haben wir jemals in der Television den Hinweis vernommen, dieser oder jener dünne Star wäre dick da? Nein, dieses Privileg steht nur den Molligen zu, weil die Fernsehredakteure das Zweideutige lieben, auch wenn sie es vorher schon sieben Millionen Mal gehört haben. Ich möchte heute eine Lanze für die Leptosomen brechen und meine große Sympathie für Günter Paal, Karl Valentin und Martin Bartenstein zum Ausdruck bringen. Sie gingen oder gehen als Feindbild der Modemarke "Kloucek" (Mode für Mollige) durch das Leben, niemals würden sie von "McDonald's", "Haribo" oder gar "Niemetz-Schwedenbomben" für einen Werbespot besetzt. Warum sind uns Österreichern die dicken Prominenten also so viel näher als die dünnen? Dies, verehrte Leserschaft ist ganz leicht zu beantworten. Wir schätzen das, was wir selbst an uns nicht haben, wir lieben aber jenes, das uns an uns selbst erinnert. Aus diesem Grund ist uns Stefanie Werger näher als Sandy Shaw. Einladungen, Beschwerden, Hinweise: karl.hohenlohe(at)kurier.at

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