Ges.m.b.H.: 16 Minuten
Wie", will Gerald G. in seinem Leserbrief wissen, "suchen Sie sich die Personen aus, über die Sie dann schreiben?" Nach dem Grad ihrer Prominenz, womit wir endlich bei Mozart wären. Im Zuge der Allerheiligen-Feierlichkeiten gab man in der Wiener Franziskanerkirche sein Requiem. Ein beglückender Abend, aber den Autor des Programmheftes hätte ich gerne gehenkt. Allerlei über Mozart war da zu lesen und über sein Requiem, das ja nicht zur Gänze seinen Ganglien entsprang. Nach den ersten zwei Dritteln segnete er das Zeitliche, seine Frau Constanze wollte aber nicht auf die Gage der Auftragsarbeit verzichten und so gingen ein bis zwei Mozart-Vertraute ans Werk. Schon als ich dies las, verdunkelte sich mein Horizont, wann jetzt würde das zweite Drittel eingeläutet, wann schleuderte die Aufführung vom Geniestreich ins Mittelmaß? Den Anfang des Requiems bestand ich unbeschadet, aber ab der Hälfte wachelte das zweite Drittel mit riesigen Fahnen. Dann plötzlich, während des "dies irae", war es da, ein, zwei Töne, schon war ich sicher, Mozart war jetzt gerade verstorben und schon tauchten Eybler und Süssmayr die Federkiele in die Tinte. Was soll ich sagen, der Rest des Konzertes war trotz der herausragenden Leistungen von Chor und Orchester nicht mit den Anfängen zu vergleichen. Dann Applaus für die ersten zwei Drittel, die Mitwirkenden, nicht aber für Eybler und Süssmayr. Beim Hinausgehen klagte ich einem Kundigen mein Leid und wurde aufgeklärt, dass ich mich zu früh echauffierte, Mozart war rund 16 Minuten später gestorben. Betrug, dachte ich, aber der Betrüger war ich selbst.Einladungen, Beschwerden, Hinweise: karl.hohenlohe(at)kurier.at
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