Gehörnt

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Die wüsten Wikinger, die wir uns immer mit einem Hut aus Eisen und den Hörnern einer Milka-Kuh vorstellen, haben in dieser Form niemals existiert.

von Karl Hohenlohe

über die Wikinger

Die Sendung "Seitenblicke", insbesondere ein Beitrag der Kollegin Schiller, lässt nicht nur mich bestürzt zurück. Was war geschehen?

Ein Vorurteil, gut genährt durch die letzten Jahrzehnte, gemästet von einer Zeichentrickserie, geboren aus einer vollkommen abstrusen Eingebung eines Kulissenmalers, hat sich in Luft aufgelöst.

Verehrte Leserschaft, die Raufhandel-Experten aus dem Norden, die wüsten Wikinger, die wir uns immer wie den Vater von Wickie mit einem Hut aus Eisen und den Hörnern einer Milka-Kuh vorstellen, haben in dieser Form niemals existiert. Echt nicht.

Der Einfall mit den Hörnern auf den Helm entsprang der Eingebung eines infantilen Bühnenbildners im 19. Jahrhundert, der eine Wagner-Inszenierung für diesen Geniestreich nutzte.

Jetzt ist nichts mehr so, wie es einmal war. Alles muss neu überdacht werden.

Hatten die Apachen vielleicht gar keine Adlerfeder im Haar, trugen die Sioux gar keine Mokassins und badete Dagobert Duck niemals in Geld? Kam Kaiser Franz Joseph vielleicht bartlos daher, hatte Achilles ein Knieproblem und Superfersen, ist Paulus Manker ein Nachfolger von Albert Schweitzer?

Diese Liste ließe sich ewig fortsetzen, fängt man einmal damit an, geraten alle Vorstellungen ins Wanken. Ich bleibe also dabei, die Wikinger trugen selbstverständlich Helme mit den unpraktischen Hörnern, Johann Strauß ließ sich noch zu Lebzeiten vergolden und der rohe Erdapfel, den Raimund Harmstorf damals als Seewolf im Fernsehen zerdrückte, war nie und nimmer gekocht.

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