Fußnote

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Noch immer kann man den Schreibtisch von Herrn Reinhardt bestaunen.

von Karl Hohenlohe

Max Reinhardt

Kürzlich konnte ich Herrn Herbert Föttinger für eine kleine Führung durch das „Theater in der Josefstadt“ gewinnen. So kamen wir auch in jenes Zimmer, in dem einst der Direktor Max Reinhardt residierte.

Noch immer kann man den Schreibtisch von Herrn Reinhardt bestaunen, was sich jedoch darunter befindet, verursacht großes Erstaunen.

Es ist unbestreitbar eine der seltsamsten Kreationen, die jemals von der Hand eines Parkettlegers, unter Zuhilfenahme eines Kunsttischlers weltweit geschaffen wurden.

Dort, wo gewöhnlich die Schuhsohlen von Herrn Reinhardt lagerten, hat er sich ein Podest zimmern lassen. Kein herkömmliches Gerüst, sondern ein aus edlen Hölzern geschnittenes, prachtvolles, parkettbodenähnliches Gebilde, das die Füße nicht zwingt, sondern vielmehr in höflichster Form veranlasst, in abgewinkelter Position zu verharren.

Das Ganze erinnert stark an eine Welle aus Holz, die sich nur dadurch von dem glitzernden Wasser unterscheidet, dass es seit Jahrzehnten nicht bricht.

Ich habe Herrn Direktor Föttinger gefragt, was es mit diesem bizarren Gebilde auf sich hat, ob Herr Reinhardt dem Winkel seiner Füße beim Sitzen allergrößte Aufmerksamkeit schenkte oder eine andere Neigung dieses hölzerne Unikum gebar, aber er wusste es nicht.

Möglicherweise hat Herr Reinhardt aber schon seinerzeit vorgebaut und seinen Nachfolgern die Last seiner großen Fußstapfen deutlich machen wollen.

Eine Sorge, die aus heutiger Sicht ganz unbegründet erscheint.

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