Frau Leopold

Ges.m.b.H.: DÖF
Ges.m.b.H: Karl Hohenlohe über die Patronin des Leopold-Museums.
Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Ein Museum ist wie ein Wirtshaus.

Wenn einem der Patron nicht schmeckt, kann noch so gut gekocht werden, man wird das Lokal meiden.

Kürzlich war ich im Leopold-Museum, wo eine sehenswerte Klimt-Ausstellung zu bestaunen ist.

Inmitten Dutzender, leibhaftiger Klimt-Nachfahren, die zum Teil auch noch große Ähnlichkeit mit dem Großvater oder Großonkel haben, stand auch die resolute, von mir sehr geschätzte Patronin des Hauses.

Frau Elisabeth Leopold, Witwe nach Rudolf Leopold und 85 Jahre alt.

Wir kamen ein wenig ins Gespräch und ich gestand Frau Leopold, Herrn Leopold mehrfach im Dorotheum beobachtet zu haben, wie er eine Blechdose öffnete, ein Butterbrotpapier entfaltete, den Inhalt verzehrte, dann das Butterbrotpapier zusammenlegte, wahrscheinlich, um es einer erneuten Verwendung zuzuführen.

Frau Elisabeth Leopold versicherte glaubhaft, dass ihr Mann weniger sparsam in Essensfragen war, vielmehr jedoch wenn es um die Zeit ging.

Diese war ihm heilig, wie vielleicht sonst nur Schiele, Klimt und manchmal Oskar Kokoschka.

Später stand Frau Leopold im Kreise der allerjüngsten Schiele-Nachkommen und begeisterte sie mit einem Gedicht aus ihren eigenen Kindertagen.

Noch später hörte ich sie fröhlich singen.

Frau Leopold scheint überhaupt ein fröhlicher Mensch zu sein, aber niemand soll sie unterschätzen.

In finanziellen Fragen, die das Museum betreffen, hätte Einzi Stolz noch einiges lernen können.

Ich verließ das Museum und war mir plötzlich nicht mehr ganz sicher, ob man es nach Herrn Leopold benannt hatte.

Einladungen, Beschwerden, Hinweise:office(at)hohenlohe.at

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