Jawohl, es stimmt, aber der Maybach fährt mit Herrn Buchbinder.

von Karl Hohenlohe

über den Maybach von Herrn Buchbinder.

Gestern im Kurier“, schreibt Emmerich P. aus L., „war bei Ihnen vom Pianisten Buchbinder zu lesen. Fährt der Mann wirklich einen Maybach? Das ist doch eine Angeberkutsche.“

Jawohl, es stimmt, aber der Maybach fährt mit Herrn Buchbinder. Außerdem rauscht Herr Buchbinder nicht beifallheischend durch die Lande. Ich kenne viele berühmte Autofahrer, die setzen sich in ihre Limousine, lassen das Cabrio-Dach nach hinten gleiten, um Gott näher zu sein und den Leuten.

Von Gott werden sie wegen ihrer Eitelkeit gescholten, von den Leuten jedoch werden sie erkannt, und da spielt der Herrgott eine zweitrangige Rolle. Herr Buchbinder hat in seinem Leben so viel Applaus erhalten, dass er ihn außerhalb der Konzertsäle nicht sucht. Der Erwerb des Maybach entspringt also nicht der Befriedigung eines Geltungsdranges, sondern dem Interesse an der Technik.

Niemals würde ein Mann, der an der Tankstelle von Bewunderern begafft werden will, schnöde Interio-Plastiksackerln im Kofferraum platzieren. Nur Herr Buchbinder.

Darüber hinaus besitzt er ein weit aufregenderes Fahrzeug, das einst der „Miss Austria 1949“, Nadja Tiller, gehörte. Frau Tiller spielte ja mit Jean Marais, Robert Mitchum, Yul Brynner und Maxi Böhm. Es ist nicht auszuschließen, dass das Kfz auch einmal von ihnen benutzt wurde.

Herr Buchbinder weiß um die magische Wirkung dieses Autos und so fristet es in seiner Garage ein stilles, aber dafür umso glücklicheres Dasein.

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