Ewige Fischgründe

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Der störrische Karpfen aber widersetzte sich seiner zweiten Geburt und starb.

von Karl Hohenlohe

über Weihnachts-Karpfen

Vielen ist die Weihnachtszeit ein Dorn im Auge. Sie wollen keine Geschenke kaufen, sie wollen sich für erhaltene Geschenke nicht bedanken, und der enge Kontakt zur Familie schnürt ihnen den Leib zu.

Nun kam bei Seitenblicke, in Kooperation mit Herrn Haider, ein weiteres Prachtstück Weihnachtsdüsternis hinzu.

Alfons Haider kam auf den 24. 12. anno dazumal zu sprechen, als man ein paar Tage vor dem Fest einen lebenden Karpfen erwarb und in der Badewanne zwischenlagerte.

Wer aber sollte das possierliche Tier in die Ewigkeit befördern und vor allem wie? Charles Dickens hätte aus diesem archaischen Tier-Mensch-Drama ein Ibsen-Stück gemacht.

Es kam, wie es kommen musste – die Haiders konnten dem Karpfen keine Schuppe krümmen, Ungemach erfasste die fröhliche Vorweihnachtszeit und so beschloss man, das gute Tier wieder in den Teich zu entlassen. Gleich am nächsten Tag, dem 25. 12. anno dazumal, wollte man es tun.

Der störrische Karpfen aber widersetzte sich seiner zweiten Geburt und starb.

Möglicherweise beschäftigt das plötzliche Hinscheiden des guten Fisches Herrn Haider bis zum heutigen Tag.

So möchte ich ihm sagen, dass der Fisch wahrscheinlich an Altersschwäche starb und ihm die letzten Tage in der Wanne, umhüllt von Wolkenweiß, umspült mit einem Rest Palmolive-Kokosextrakt­shampoo, der Vorhof zum Paradies waren.

Er starb glücklich und hegt da oben keinerlei Gram.

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