Endstation

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Herr Biggs hatte also keine Heimat, keine Sozialversicherung, aber er hatte Charme.

von Karl Hohenlohe

über Bankräuber Ronald Biggs

Ronald Biggs, der beliebte Bankräuber, ist gestorben. Herr Biggs überfiel 1963 einen englischen Zug, erbeutete mehrere Millionen und befand sich dann über drei Jahrzehnte auf der Flucht.

Ich hatte das Vergnügen, Herrn Biggs einmal in Rio de Janeiro zu treffen, er war nicht uneitel und unterhaltend. Gewöhnlich begegnet man den Bankräubern mit gemäßigtem Respekt, Herr Biggs aber war das, was man einen Publikumsliebling nannte. Er war manchen Menschen eine Art Robin Hood, der vergessen hatte, das den Reichen geraubte Geld den Armen zu geben.

Immer wieder hatte er sich durch Flucht, List und Tücke der Verhaftung entzogen, war dann in Brasilien gestrandet und genoss dort sein Leben. Zumindest gab er das vor.

Da saß Herr Biggs also in der Sonne, inhalierte den Rauch einer dicken Zigarre und trank Rum. Ich vermute aber doch, dass er die Zeit lieber vom erfrischenden englischen Regen benetzt, die Zigarre nicht inhalierend, bei einem Glas Ale verbracht hätte.

Herr Biggs hatte also keine Heimat, keine Sozialversicherung, aber er hatte Charme.

Ich habe ihn gefragt, ob er das Gehirn hinter dem Überfall gewesen wäre, da lächelte er leise und sagte: „Es gab immer die Gerüchte, ich wäre das Mastermind gewesen, aber das stimmt nicht. Ich wurde auch als kleines Rädchen, als Teaboy beschrieben. Das ist auch nicht wahr.“

Ronald Biggs befand sich 35 Jahre auf der Flucht, man muss die Kosten-Nutzen-Rechnung dieser Aktion infrage stellen.

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