Eingelocht

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Gewiefte Gesellschaftsredakteure nutzen solche Engpässe, um ihre Fantasie zu schärfen.

von Karl Hohenlohe

über das Sommerloch

Die Gesellschaftsredakteure brüteten. Es war heiß und die Ferienfotos, die ihnen von Prominenten zugeschickt worden waren, hatte man bereits veröffentlicht.

Es war nichts los. Nichts in Wien, nichts in New York und schon gar nichts in Bad Gastein. Das Sommerloch war ausgebrochen und hatte mit unfassbarer Härte zugeschlagen. Gerade war Waltraut Haas noch Ehrengast in Weißenkirchen gewesen, Otto Retzer war in Pörtschach gesehen worden und Hansi Hinterseer bei Madame Tussauds. Mit einem Male war die Welt jedoch öde und leer.

Gewiefte Gesellschaftsredakteure nutzen solche Engpässe, um ihre Fantasie zu schärfen. Sie erfinden Interviews, die sie mit Wolfgang Puck in Laa, respektive L. A., geführt haben oder schreiben Erlebnisberichte aus der Playboy-Mansion.

Wenn das ausgeschöpft ist, gibt es nur mehr eine allerletzte Möglichkeit: Man blickt nach Salzburg, beäugt den aktuellen Jedermann und seine Bühnenbuhlschaft und hofft, sie hätten irgendwo ein Bierfass angezapft, eine Trachtenjacke erworben oder Streit gehabt.

Die Gesellschaftsredakteure glaubten ihren Augen nicht zu trauen, es riss sie aus ihrer Lethargie, die Hitze ward Kühle und das Papier flugs beschrieben.

Anderntags konnten wir flächendeckend davon lesen, jawohl, ein Elektroradhändler hatte Elektrofahrräder zur Verfügung gestellt und – jetzt kommt’s - diese wurde von „Jedermann“ Cornelius Obonya und „Buhlschaft“ Brigitte Hobmeier auch benutzt. Das Sommerloch hisst die weiße Fahne.

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