Einfall für sich

Ges.m.b.H.: DÖF
Ges.m.b.H: Karl Hohenlohe über Veränderungen im Text.
Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Die Leserschaft wird sich noch gut erinnern können. "Schlitzohren" hieß das gute Stück, erdacht vom Wiener Vizebürgermeister a. D. Bernhard Görg, und folgende Textstelle war zu hören: "Als Johannes Heesters auf die Welt gekommen ist, war das Tote Meer noch krank."

Mit eindringlichen Worten verwies ich auf das Ablaufdatum dieses Scherzes, geißelte seinen vier Kilometer langen Bart und möchte heute hinzufügen, dass dieser Witz noch aus einer Zeit stammt, da das Tote Meer noch kerngesund war. Hahaha.

Nun schreibt mir Herr Vzbgm. Görg:

"Auch ich war überrascht, als ich bei der Premiere dieses Heesters-Witzchen gehört habe."

Der Autor überrascht von seinen eigenen Einfällen?

Jawohl, Änderungen im Text, die dem Regisseur opportun erscheinen, hätte er vertraglich zuzulassen.

Das sollte umgehend verboten werden.

Wie hört es sich an, wenn in der Theaterfassung von Handkes Angst des Tormanns beim Elfmeter plötzlich "I wear narrisch, wir fallen uns um den Hals, der Kollege Rippel, der Diplom Intschenör Posch, wir busseln uns ab" zu vernehmen ist?

Was passiert, wenn Godot plötzlich kommt, Rübezahl als hektischer Zwerg dargestellt wird und Mundl auf einmal "Pardon!" sagt?

Man muss den Dichtern, Komponisten, aber auch den Lustspielschreibern ihre Einfälle lassen und sie nicht mit beigefügten, eigenen kompromittieren. Wenn sich ein Schurke ins Museum schleicht und einen Dubuffet übermalt, landet er im Gefängnis. Wenn ein Regisseur einem Schwank einen antiken Kalauer beifügt, landet er in der Wiener Zeitung und wird gelobt.

Einladungen, Beschwerden, Hinweise:office(at) hohenlohe.at

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