Chancengleichheit
Die Freunde wollen ihn bei seinen Triumphzügen beobachten, die Feinde bei seinem Scheitern dabei sein.
Auf einmal war sie da. „Aus dem Nichts ist sie aufgetaucht“, denkt man. Aber wo ist das eigentlich – das Nichts?
Sie trägt ein weißes Kleid und am nächsten Tag wird man in den Zeitungen lesen, Frau Sarkissova hätte auf der „Fête Imperial“ ein weißes Kleid getragen. Sie kennt jemanden an unserem Tisch, grüßt ihn, nur ihn, sie wechseln Höflichkeiten, hinter ihr ein älterer Herr, der an diesem Abend als Begleiter fungiert.
Bald werden wir sie wieder öfter sehen. Als Jurorin von „Die große Chance“ an der Seite von Herrn Sido im ORF.
Herr Sido hat ein besonderes Talent, er spaltet die Menschen in Freunde und Feinde. Die Freunde wollen ihn bei seinen Triumphzügen beobachten, die Feinde bei seinem Scheitern dabei sein.
Beide Fraktionen werden also fiebrig vor dem Fernseher sitzen und staunen.
Herr Sido, der Quoten-Schwamm, Frau Sarkissova, die ehemals nackte Tänzerin, Frau Zabine alias Sabine Kapfinger, beruflich der neuen Volksmusik verpflichtet, und Herr Rapp, nach Schwarzenegger und Lauda der drittberühmteste Österreicher – das ist eine ganz spezielle Jury, die in Bern und Berlin nicht überleben würde, hierzulande aber gedeiht.
Noch immer steht sie da und wird von den anderen Damen und Herren an unserem Tisch beäugt. Eine neue Jury ist geboren.
Dann geht sie ab, man schaut in die Gesichter, liest die imaginäre Punktevergabe und denkt sich: Hätte sie alle begrüßt, vielleicht wäre die Ausbeute noch größer gewesen.
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