Ich habe mein Leben dem Dasein als Clown geopfert

von Karl Hohenlohe

über die Wandlung vom Joker zum Telefonjoker

Alle paar Monate wird mir ein Anruf von Herrn Assinger in Aussicht gestellt. Ich möge mich doch bitte bereithalten und – im Fall der Fälle – als Telefonjoker fungieren.

Ich vermute, es läuft so ab: Der Kandidat wird im Vorfeld um Bekanntgabe eines Telefonjokers gebeten, man hat gerade keinen parat und so gibt die rührende Redaktion eine Empfehlung ab.

Letzthin war mein siebenter Einsatz als Telefonjoker, erst ein Mal wurde ich benutzt. Genauer gesagt von Frau Claudia Stöckl, der ich bezüglich des bevorzugten Modemachers von Audrey Hepburn behilflich sein konnte.

Diesmal gelang es, mich für den „Lindenstraßen“-Star Andrea Spatzek zu gewinnen. Schon im Vorfeld memoriere ich jedes Mal meinen Einsatz:„Guten Abend, Herr Jauch“, würde ich zu Herrn Assinger sagen und schon ginge es los.

Ich habe mein Leben dem Dasein als Clown geopfert, die Beschäftigung als Joker ist mir also nicht fremd, der Sprung vom Joker zum Telefonjoker ein Klacks.

Das Schöne am Dasein eines nicht gezogenen Telefonjokers ist seine Aura. Er wird von einer gewissen Wichtigkeit umspült, die dadurch gesteigert wird, dass er seine gesamte Umwelt von seiner Berufung in Kenntnis setzt.

Dann läutet es, umgehend ersterben die Gespräche, ich plustere mich auf, verlasse mit geschwollener Brust den Raum und am anderen Ende der Leitung erklärt mir eine Dame wieder einmal, dass man mich nicht benötigt.

Auch in meinem Alter will man noch gebraucht werden.

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