Blutrausch

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

„Wieso tun Sie so g’schamig“, meint Cordula F. aus St. P.

von Karl Hohenlohe

über Blutbefunde

Erst gestern war hier von dem beliebten Labor „Dostal“ zu lesen, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, Lebenssaft und Verdautes auf Schadstoffe zu überprüfen.

Eine Wand des Institutes ist mit Dankesschreiben auf Porträtfotografien von Prominenten bestückt. „Wieso tun Sie so g’schamig“, meint Cordula F. aus St. P., „warum haben Sie keine Namen genannt?“

Hunderttausende KURIER-Leserinnen und KURIER-Leser blasen in dasselbe Horn. Vordergründig ging es mir darum, die Berühmtheiten zu schützen, wer will schon im Zusammenhang mit der Observierung seines Blutes, Harnes und dem Rest in der Zeitung stehen.

Hintergründig dämmerte es mir jedoch, dass die Zurücklassung einer Stuhlprobe und einer unterschriebenen Autogrammkarte auf einen lockeren Umgang mit der Thematik schließen lässt.

Um es gleich einmal vorwegzunehmen, die Texte auf den Porträtfotos sind jugendfreundlich und frei von Zoten. Keiner der Prominenten hat gesondert auf seine Exkremente hingewiesen.

Viele werden ja auch gekommen sein, um sich ein Bild von ihrem Blut zu machen, möglicherweise wurden sie auch enttäuscht.

Stellvertretend für alle Berühmtheiten möchte ich die Aufnahme von Herrn Albert Fortell erwähnen, der da sehr fesch, fast melancholisch, ganz in der Art eines schottischen Lords in die Kamera blickt. Vielleicht erschrak Herr Fortell bei der Blutabnahme, weil sich die Ampulle rot statt des erhofften Blau befüllte, aber das Leben ist, wie wir längst wissen, überhaupt kein Wunschkonzert.

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