Bilderrätsel

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Es gibt kaum Unterhaltenderes, als die Menschen beim sanften Scheitern zu beobachten.

von Karl Hohenlohe

über Facebook

Ich darf mich als großen Freund der InternetgedankenaustauschbörseFacebook“ zu erkennen geben. Alle zwei Wochen öffne ich die Seite und betrachte staunend die Fotografien der Menschen, die sich zu Wort gemeldet haben. Die einzelnen Aufnahmen sind oft aufschlussreicher als die dazugehörigen Texte. Ein Bild sagt mehr als hunderttausend Wörter.

Am nahesten sind mir die Aufnahmen aus Jugendtagen, wie wir sie von den Kolumnenfotos aus der Krone kennen.

Auf Facebook posieren mittlerweile grau melierte Männer mit noch blondem Haar vor dem Sonnenuntergang, Frauen im Badeanzug in Opatija, als es noch Abbazia hieß, und ich im Teufelskostüm kurz nach meiner Firmung.

Dies wirkt lächerlich – aber es gibt kaum Unterhaltenderes, als die Menschen beim sanften Scheitern zu beobachten.

Nun wirkt die Begutachtung von Schwindel-Fotografien auf Dauer doch ermüdend, trotzdem möchte ich Facebook nicht missen.

Ich bin dem Staatsoperndirektor Dominique Meyer und seiner Erkennungsfotografie zu großem Dank verpflichtet. Es ist das einzige Bild der Milliarden Bilder, das ohne Eitelkeit auskommt.

Monsieur Meyer in einem voluminösen braunen Pullover, er schaut nach links.

Sein Blick hat gleichzeitig etwas Versonnenes, verströmt Gewogenheit, Herzenswärme und Vertrauen, all das lässt sich mit dem Wort Liebe zusammenfassen. Worauf ruht sein Blick, wird man sich fragen, und ich ersuche die Leserschaft, sich in dieser Angelegenheit selbst ein Bild zu machen.

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