Ballspende

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Jetzt plötzlich ist der Blick auf die ganze gewaltige Schatztruhe frei.

von Karl Hohenlohe

über Uli Hoeneß

Als der wankende König vor sein Fußballvolk trat, fiel es in Raserei. Dieser Mann, der den Verein in lichte Höhen geführt hat, dem der Verein alles verdankt, der Millionen für gute Zwecke gespendet hat, kann nicht schuldig sein.

Der König weint.

Noch hat er die Ausmaße seines Vergehens nicht publik gemacht. Ja, ein paar Millionen waren es schon, da steht er dazu, der größeren Rest aber, den hat er genau so verdrängt, wie die Gedanken an das Zimmer mit den vergitterten Fenstern und die einfache Kost.

Noch immer jubeln seine Anhänger, noch immer weint der König, und noch immer will er nicht verstehen, dass er wegen eines Vergehens, nein, wegen eines Kavaliersdeliktes, in den Schmutz gezogen wird.

Seine tränenüberlaufenen Augen blicken hinunter zu den rasenden Fans, und er fragt sich, wieso sie ihm zujubeln.

Vielleicht, weil sie alle auch schon einmal irgendwo ein wenig straffällig geworden sind? Weil sie damals im Gasthaus am Stammtisch bewusst keine Rechnung verlangt haben, weil die Autoreparatur so einfach günstiger, und der offizielle Maler einfach unverschämt teuer war.

Die da unten weinen jetzt auch. Sie erinnern sich, wie der König den Pokal geschwenkt hat, wie er bei den seltenen Niederlagen in Rage geriet und sich bei den Siegen gefreut hat.

Jetzt plötzlich ist der Blick auf die ganze gewaltige Schatztruhe frei.

Noch steht der schwankende König, aber eigentlich weiß er, dass er längst schon gefallen ist.

Kommentare