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Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Einer der größten Lieblinge und Hassobjekte ist Herr Frank Castorf.

von Karl Hohenlohe

über Frank Castorf

Ich möchte an dieser Stelle der Vorsehung danken, dass ich kein Musikkritiker bin. Es geht ja vielen Vertretern dieser Profession weniger darum, ein Stück zu bewerten, sondern ihre eigene Geisteshaltung kundzutun.

So weiß man schon im Vorhinein, dass der konservative Kritiker den deutschen Regieberserkern mit Argwohn begegnen und die linksorientierten Journalisten immer schon Schwierigkeiten mit dem „Jedermann“ hatten. Heute ist man sich nur bei Autoren, die aus der Befreiungstheologie kommen, einig.

Einer der größten Lieblinge und Hassobjekte ist Herr Frank Castorf, der eben in Bayreuth für Liebe und Hass sorgte. Ich befürchte, für etwas mehr Hass.

Die eingefleischten Wagnerianer sind nicht immer ein wahnsinnig aufgeschlossenes Publikum.

Nachdem also die aktuelle Götterdämmerung mit Slogans aus der ehemaligen DDR, Anspielungen an den Panzerkreuzer Potemkin, Jux, Schabernack, Ernsthaftigkeit und Tollerei zu Ende gegangen war, erhob sich ein Orkan von Buh-Rufen.

Castorf betrat die Bühne, lächelte, nahm die Buh-Rufe zuerst noch dankend entgegen, dann verfing er sich im Zorn, zeigte dem Publikum erst den Vogel und dann seine Armbanduhr.

Wenn man den Sieger dieser Auseinandersetzung nach der Länge des Atems bemessen würde, wäre Castorf der klare Gewinner.

Meiner Meinung nach war das alles noch Teil der Inszenierung und Publikum wie Kritiker wurden zu Statisten erhöht oder degradiert – ganz wie sie belieben.

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