Wir Menschen denken uns gerne in die Affen hinein, und wir können es erstaunlich gut.

von Karl Hohenlohe

über das Animalische an Justin Bieber

Er wirkte gar nicht unzufrieden, aber die Zeitungen haben die große Trauer ausgerufen.

Gehabe, Blick und Gestik lassen die Journalisten wissen: Hier vermisst ein Tierchen seinen Herrn.

In diesem Fall ist Herr Justin Bieber der Herr und das Tierchen ein Affe, das als Tourneebegleiter fungierte und in München beschlagnahmt wurde.

Wir Menschen denken uns gerne in die Affen hinein, und wir können es erstaunlich gut.

Glauben wir.

Der Affe denkt und fühlt wie wir – er lacht, er weint, er hat eine richtiggehende Wut auf das Wetter und, was niemand weiß, er kann die Musik von Justin Bieber nicht ausstehen.

Niemand hat ihn jemals gefragt, niemand hat seiner Mimik, seinem Gehabe und seiner Gestik nach geschlossen, dass er die Lieder von Justin Bieber ganz und gar nicht goutiert. Bei den Konzerten sitzt er gerne im Backstage-Bereich, kaut gedankenverloren an einer Banane und bei den ersten Takten stopft er sich die Schale in die Ohren.

Wenn ihn die Menschen dann so dasitzen sehen, finden sie ihn possierlich. Die Menschen sind so dumm.

Einmal hat der Affe Justin gebissen, aber es hat nichts genutzt, am Abend ist Justin wieder aufgetreten.

Nun schreiben die Zeitungen, der herzlose Justin Bieber hätte sein Äffchen im Stich gelassen, aber die Menschen sind so dumm, sie wissen nicht, dass es ganz genau umgekehrt war.

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