Selbstvermarkter

Ich weiß jetzt, dass die Tochter von Victoria Beckham erst fünf ist, aber seit Jahren auf Stöckelschuhen durch die Gegend stolpert. Und dass Karl Lagerfeld, als er das Brautkleid von Mary Faber-Castell designte, an die Badezimmer-Fliesen im Schloss ihres Zukünftigen dachte.

All das wollte ich nie wissen. Genauso wenig wie die Ehetipps des dreifach geschiedenen John Cleese oder das "Ausg’schau" von Kim Kardashian, nachdem sie einen Selbstbräuner ausprobiert hat (und dafür wahrscheinlich ein Vermögen kassiert hat). Manche Menschen vermarkten sich aber so gut, dass man schlicht nicht an ihnen vorbei kommt. Studenten sollen mitunter schon mehr über Stars und Sternchen wissen als über die Geschichte des eigenen Landes, haben Wissenschaftler herausgefunden. Politiker sind entsetzt. Viele wohl auch deshalb, weil sie von den Bekanntheitswerten mancher Dschungelcamp-Teilnehmer nur träumen können.

Wer im Rampenlicht stehen will, muss der aufgeregten Gesellschaft Aufreger liefern. Welche auch immer. Prämien für Frauen, die keine Kinder in die Welt setzen etwa. Das ist jetzt dem Club of Rome eingefallen: Würden wir weniger Kinder kriegen, würden wir den Planeten weniger schnell kahlfressen und die Welt wäre gerettet, meinen die Club-Mitglieder, die sowohl aus der politischen als auch aus der wirtschaftlichen und kulturellen Ecke kommen. Ihnen schwebt eine Art Bestechungsgeld in Höhe von 50.000 Euro vor. Abzuholen von Frauen, die ihren 50. Geburtstag feiern und so dankenswerterweise wahrscheinlich nicht mehr zur Explosion der Weltbevölkerung beitragen werden.

Dazu ein Statement abzugeben, ist gar schwer. Mir fällt spontan nur ein neues Klo in New York ein. Es ist aus Gold, 18 Karat, voll funktionsfähig und ein Werk des Kunstprovokateurs Maurizio Cattelan. Vielleicht wollte Cattelan auch die eine oder andere Wortmeldung runterspülen. Wahrscheinlich hofft er aber nur auf viele Klo-Selfies, die seinen Namen mit dem Luxusklo durch den Äther spülen.