Alter Schwede
Über Angebote von Möbelhäusern bin ich schlecht informiert. Das liegt daran, dass mein Freund den Postkastl-Schlüssel hat und konsequent jedes Prospekt statt in die Wohnung direkt zum Altpapiercontainer trägt. Ich vermute, auch den Ikea-Katalog.
Macht nix. Im 7. Bezirk lauert der 326-Seiten-Schinken dieser Tage hinter jedem Laternenmast – in jenen Sackerln, in denen sonst die Sonntagszeitung steckt. Ich hab ein Exemplar mitgenommen und wahllos eine Seite aufgeschlagen.
"Es geht um so viel mehr als Fleischbällchen", stand da. Gleich neben dem Rezept für "Lax Sandwich", gespickt mit dem praktischen Hinweis, dass man das Weckerl mit einem Messer halbieren soll, bevor man es belegt. Dann kann ja nix mehr schiefgehen.
Falls jemand nicht alles isst: Den Rest in eine Dose legen und ein Etikett draufkleben, auf dem "Iss mich zuerst" steht. Das ist ein Tipp einer Ikea-Mitarbeiterin, nachzulesen auf Seite 178. Sie ist stellvertretende Verkaufsleiterin in Ungarn, vielleicht auch zuständig für Aufbewahrungsboxen und Post-its.
Da die Schweden nicht vergessen haben, dass sie neben ihrem neuen Job als Lebensberater auch Möbelhändler sind, erklären sie zudem, wie man ein Bad so einrichtet, dass einem der Mitbewohner nicht schon morgens im Weg steht: Das Bad in Bereiche aufteilen, sodass jeder eine Ecke für sich allein hat. Was ich machen soll, wenn mein Bad hoffnungslos überfüllt ist, weil jemand mit Schuhgröße 45 neben der Waschmaschine steht, habe ich bestimmt überlesen.
Ikea hat ja offenbar zu allem einen Ratschlag. Fragen Journalisten den Möbelhaus-Gründer Ingvar Kamprad, wie man reich werden kann wie er, antwortet er gerne: "Sparen, sparen, sparen." Dass es der 90-Jährige ernst meint, hat die Aufregung um seine Steuersparmodelle gezeigt. Und seine Kleidung, die er angeblich am Flohmarkt kauft. Und sein Vermögen von 40 Milliarden Euro. Ob er zu Ikea geht, um Plastikbehälter und Post-its zu kaufen, weil ihm Essen übrig geblieben ist, ist nicht überliefert.
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