Feiern wie meine Großeltern

Wie soll man sein Silvester bloß verbringen?
Vea Kaiser

Vea Kaiser

Wie soll man sein Silvester bloß verbringen?

von Vea Kaiser

über das Partymachen

Je jünger man ist, umso lustiger ist das Partymachen. Geburtstagsfeiern sind unkompliziert, weil eh niemand Geld oder Ansprüche hat. Überhaupt hat man mehr Gründe zu feiern: bestandene Prüfungen, neue Mitbewohner oder schlichtweg, dass am Ende des Monats noch Geld über ist. Wird man älter, häufen sich die Ausreden der Freunde, dass sie zu viel Stress in der Arbeit hätten oder nicht in der Laune seien, weil das Auto einen Kratzer oder der Hund einen eingewachsenen Hoden hat. Dinnerpartys in jungen Jahren sind immer ein Erfolg, weil sich die Gäste freuen, ein kostenloses Mahl zu bekommen, anstatt den eigenen Speiseplan über das Allgemeinwohl zu stellen, und darauf zu bestehen, nur vegan oder roh oder glutenfrei oder ohne Zucker zu essen. Die ersten Hochzeiten waren romantische Freudenfeste, während sie später, nachdem man auch die ersten Scheidungspartys erlebt hat, irgendwie ihren Zauber verlieren. Weihnachten war auch lustiger, als man weniger gab, denn bekam. Aber vor allem: Je jünger man ist, desto leichter steckt man einen Kater weg, während der Tag danach zu einem einzigen Ritt durch die Hölle gerät, sobald man eine unsichtbare Altersgrenze des Teufels überschritten hat. Ein Fest wird jedoch umso besser, je älter man wird: Silvester. In jungen Jahren ist die Frage, wie man den Jahreswechsel verbringen soll, nichts als Belastung. Nicht nur sind die Möglichkeiten schier unendlich, sondern auch der Druck, dass diese Nacht einmalig und einzigartig werden muss. Weswegen sie dann am Ende sowieso immer hinter den Erwartungen zurückbleibt. Wovon man sich mit fortgeschrittenem Alter zu lösen scheint. Meine Eltern beispielsweise verbringen den Jahreswechsel ohne große Pläne mit Freunden zuhause. Und am allermeisten zu beneiden sind meine Großeltern: Die trinken um zehn ein Glaserl Sekt und gehen dann schlafen.vea.kaiser@kurier.at

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