Genießen Sie die Kälte!
Ich niese, schnupfe und gleiche einem untoten Reptil.
Unsere Weltreise nähert sich dem Ende. Ich träumte davon, braun gebrannt und erholt kurz vor Weihnachten zurückzukommen, während der Rest des Landes ausgeblichen von Geschenkbeschaffungsmarathons und Weihnachtsfeiern dahindarbt. Den Advent auf der anderen Seite der Erdhalbkugel zu verbringen, hörte sich in der Theorie jedoch besser an, als es tatsächlich ist. Hier in Buenos Aires wäre zwar Frühsommer und die Sonne schiene stark genug, dass man sich rösten lassen könnte wie eine Weihnachtsgans, allerdings müsste man sich dazu unter ihre Strahlen begeben. Was mir unmöglich ist, denn ein zweites Mal Frühsommer pro Jahr bedeutet auch ein zweites Mal Heuschnupfen. Die Globalisierung der Gräserpollen ist die Tragödie der Allergiker. Dabei bedeutet Buenos Aires übersetzt Gute Lüfte. Wer der argentinischen Hauptstadt diesen Namen gab, war ein boshafter Zyniker. Ich niese, schnupfe und gleiche mit meinen roten Augen und dem geschwollenen Gesicht einem untoten Reptil. Und dabei bin ich nicht einmal verkühlt, sondern überhitzt. Ach wie schön wäre es, in der klaren Winterluft durchzuatmen. Draußen Glühwein trinken, statt die Fenster geschlossen halten müssen, während die Jalousien glühen. Kekse zu knabbern statt Rotwein und Rindfleisch zu meiden, um die allergischen Symptome nicht zu verstärken. Apropos Globalisierung. Auch in den hiesigen Geschäften prangen die kassennahen Regale mit Weihnachtsdekoration, Sekt, Schokolade und Panettone. Doch Engerln, Rentiere und Mistelzweige machen neben anderen saisonalen Sonderangeboten wie Sonnencreme, Klappstühlen und Strohhüten eine seltsame Figur. An dieser Stelle wünsche ich jedenfalls Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, dass Sie nicht 12.000km gehen müssen, um die Schönheiten des österreichischen Advents zu schätzen. Genießen sie die Kälte! Ich beneide Sie darum.vea.kaiser@kurier.at
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