Berufswunsch Klopapier-Mafioso
Suche kreativen Nebenjob
Den Göttern sei Dank, müssen wir in New York keine Miete zahlen, denn wenn ich an den Auslagen hiesiger Immobilien-Büros vorbeikomme, wird mir schwindelig. Für ein ranziges 25m²-Studio zahlt man 2.000 Euro, und trotzdem will die ganze Welt nach Big Apple. Ich versteh’ das ja, hier ist schließlich alles möglich. Vorgestern bediente mich eine hochschwangere Kellnerin mit Vollbart, gestern stand ich an der Kassa hinter einem Einhorn, und dass mehr junge Frauen Kinderwagen mit Hündchen vor sich herschieben als mit Butzis, kommt mir mittlerweile normal vor. Um durchzukommen suchen sich die Menschen oft sehr kreative Nebenjobs. Im Park um die Ecke spielt ein Pianist am Wochenende Outdoor-Konzerte auf seinem Flügel, eine Yoga-Lehrerin namens Jesusine bietet an, Energieblockaden mit ihrem Zauberstab zu lösen und jeder versucht, mit dem, was er kann, noch zusätzlich Cash zu machen. Manchmal träumen der Dottore Amore und ich davon, wie es wäre, für immer in New York zu leben. Wie wir unsere Talente einsetzen könnten, um Extra-Money zu verdienen. Mir fiel bisher noch nichts Besseres ein, als auf Bestellung Liebesgedichte für die Freundinnen fantasieloser Wall-Street-Banker zu schreiben. Mein Dottore Amore hingegen kann etwas, das in Amerika äußerst gefragt ist, und zwar schön beschneiden. Dennoch träumt er von einem weiteren Erwerbsfeld, in dem er seine süditalienischen Talente entfalten könnte, und zwar Klopapier-Mafioso zu werden. Man stelle sich vor: Ein gutes Stück Fleisch kostet in New Yorker Supermärkten nur halb so viel wie in Österreich, gutes Klopapier jedoch vier Mal so viel. Und während mein Liebster Schmuggelpläne entwirft und darüber nachdenkt, ob man die Ware besser in Chinatowns Supermärkten oder durch Straßendealer vertreiben sollte, habe ich den allerbesten Master-Plan entwickelt: Wir bleiben einfach in Wien.
vea.kaiser@kurier.at
Kommentare