Unterwäsche als Glücksbringer
Von der Zeitnot verwirrt, zog ich meine Unterwäsche verkehrt herum an.
Während Sie dieses bebilderte Blättchen gemütlich durchblättern, stehe ich vor einer schweren Entscheidung: Soll ich meine Unterwäsche verkehrt herum anziehen? Vor zwei Wochen nämlich waren Hund und ich ausgiebig joggen. Es war ein großer Tag, wir hatten ein Mittags-Date mit Dottore Amore und am Abend spielte Rapid Wien. Vor Aufregung liefen wir länger als beabsichtigt, kamen später als geplant nachhause und mussten daraufhin etwas unternehmen, das wir weder mögen geschweige denn besonders gut können: uns beeilen. Trinken, fressen, mich duschen, Hund baden, und von der Zeitnot verwirrt, zog ich meine Unterwäsche verkehrt herum an. Wir kamen natürlich zu spät, was nicht weiter schlimm war, denn der Dottore Amore verspätet sich seiner süditalienischen Gene sei Dank sowieso immer. Als wir uns verabschiedeten, sagte er schließlich, dass er den Hund lieb hat. Aber mich noch viel mehr! Danach fuhr ich ins Weststadion. Mein geliebter Fußballverein Rapid hatte seit neun Runden nicht gewonnen – das war keine Pechserie mehr, das war eine biblische Plage, die dem Volk der Grün-Weißen arge Pein und Not bescherte. Doch die Götter hatten Gnade, über der proper polierten Glatze des neuen Trainers strahlte eine Glühbirne und die Spieler spielten locker, offensiv und, unabdingbar für das ernsteste Spiel der Welt: mit Spaß. Endergebnis 3:0. Der rationale Teil meines Inneren weiß natürlich, dass die Trageart der Unterwäsche nichts damit zu tun hat. Der irrationale hingegen will die Unterwäsche nur noch verkehrt herum tragen. So entstanden bei den alten Griechen Rituale. Wenn sie das Gefühl hatten, den Göttern gefiele, was sie taten, taten sie es immer wieder. Die alten Griechen glaubten übrigens auch, dass die Götter eine sadistische Ader besäßen. Logisch, dass sie Gefallen daran finden, wenn’s unterm G’wand ein bissi zwickt.
vea.kaiser@kurier.at
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