Lebensabschnittspartner

Ein Abend im selben Raum mit meinen Verflossenen geht nicht.
Vea Kaiser

Vea Kaiser

Egal wie man es dreht und wendet, wir hatten keine Zukunft miteinander.

von Vea Kaiser

über eine Trennung

Ein Freund meinte, ich hätte ein Problem mit Trennungen, weil ich neulich verweigerte, einen geselligen Abend im selben Raum mit meinen Verflossenen zu verbringen. Seiner Meinung nach sei der Mensch ein vernunftbegabtes Wesen und in unserer Zeit der seriellen Monogamie ohnehin Trennungs-erprobt, weswegen jegliche Form des „Hinterhertrauerns“ abzulehnen und zu bekämpfen sei. Schön für diesen Freund, dass ihm Trennungen so leicht fallen. Manche sind jedoch schwieriger als andere, und diese eine letzte werde ich wohl nie ganz verkraften – obwohl ich weiß, dass sie dringend nötig war. Egal wie man es dreht und wendet, wir hatten keine Zukunft miteinander. Wir wussten von Anfang an, dass wir niemals mehr als Lebensabschnittspartner sein würden. Mir ist zudem bewusst, dass es mir seit dieser Trennung um einiges besser geht. Wir hatten nicht nur schöne Zeiten miteinander. Ich musste viel Pein erdulden, unzählige Kopfschmerzen ertragen, und wie oft stand ich alleine in der Kälte. Und doch war die Zuneigung immer da, wir waren stets bereit, alles für den anderen zu ertragen. Dennoch war die Trennung unvermeidbar. Wir haben uns auseinanderentwickelt, wollten andere Dinge vom Leben. Aber all das ändert nichts an dem Umstand, dass wir so viel miteinander erlebten. Deshalb können wir auch nicht im selben Raum sein. Nicht, weil wir uns jetzt hassten, nicht, weil das Negative überwiegte, sondern weil die schöne Erinnerung so präsent ist. Vor allem, wenn wir uns riechen. Man sagt, Zeit heile alle Wunden. Um ehrlich zu sein, wage ich das bezüglich dieser Trennung zu bezweifeln. Aber zumindest die Lungen sollte sie heilen. Ach so, und nein, natürlich spreche ich nicht von der Trennung von meinen liebsten Männern – sondern dieser einen schweren von meinen geliebten Zigaretten.

vea.kaiser@kurier.at

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