Liebes-Symptome
Der Körper war unwillig: Noroviren, Grippe, Gastritis und Bronchitis.
Nach der Trennung von Herrn Puszta-Boy beschloss ich, das mit der Liebe vorläufig sein zu lassen und mich auf den neuen Roman zu konzentrieren. Immerhin erinnert der Verlag regelmäßig, liebevoll und diktatorisch an den Abgabetermin. Der klare Geist ließ den Roman gedeihen, doch der Körper war unwillig und servierte mir ein Menü aus Noroviren als Kanapee, Grippe light zur Vorspeise, Gastritis als Zwischengericht und im Hauptgang eine schwere Bronchitis. Da ich nichts so sehr hasse, wie zum Arzt zu gehen, musste ein befreundeter süditalienischer Arzt so oft zu mir kommen, dass er sich irgendwann die Schlüssel mitnahm. Als ich in Berlin erkrankte, bot er sogar an, mich vom Flughafen abzuholen. Beinah verpasste ich allerdings den Rückflug, Boarding hatte schon begonnen, und plötzlich drängelte sich eine freche Berlinerin in der Sicherheitskontrolle vor. Ich vermutete, sie habe es genauso eilig, doch dann kramte sie in Zeitlupe Creme-Döschen aus ihrem Wurmloch namens Damenhandtasche. „Kann ich vor?“, fragte ich, während sie in aller Ruhe auch noch SMS tippte. „Jetzt warten Se mal“, schnauzte sie. „Ich muss zu meinem Flieger!“ – „Müssen tun Se sterben.“ – „Nein, ich muss DIESEN Flieger erwischen, mein toller süditalienischer Arzt wartet auf mich!“ – „Wenn der Süditaliener is’, wartet der bestimmt nich’“, antwortete sie. Das saß. Ich sorgte mich, dass sie Recht habe, und ich in der Ankunftshalle kein Ciao Vea hören würde. Und da erglühte mir wie Wicki dem Wikinger die Glühbirne über dem Kopf. Selbst-Diagnose: nicht krank, bloß in den Arzt verknallt. Ärzte sind die einzige Berufsgruppe, denen eine eigene Literaturgattung gewidmet ist: der Arzt-Roman. Jetzt verstehe ich endlich, warum! Weil es die Fantasie ordentlich beflügelt, wenn Dottore Amore die Brust abhört. Fortsetzung folgt …
vea.kaiser@kurier.at
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