Crazy oder wild

Was einem nach der Trennung vom Puszta-Boy alles so unterkommt.
Vea Kaiser

Vea Kaiser

Der tägliche Wahnsinn!!!

von Vea Kaiser

über verrückte Kater

Nach der Trennung vom Puszta-Boy tat ich das, was man als Single heutzutage halt macht: ich registrierte mich bei Tinder. Drei Stunden später löschte ich diese Dating-App wieder, denn die Selbstbeschreibungen unter den Bildchen irritierten mich. Fast alle Männer bezeichneten sich als crazy oder wild oder ein bisschen verrückt. Gleichzeitig trugen sie akkurat gebügelte Hemden und hatten sicherlich einen Bausparer. Was ja wunderbar ist, ein Bausparer ist eine super Sache, allerdings so verwegen wie zu viel prickelndes Mineralwasser auf einem Pärchenspielabend. Jedoch scheint es nicht nur auf Tinder zurzeit schwer in Mode zu sein, sich selbst, die eigenen Haustiere oder Kinder als verrückt oder crazy zu bezeichnen. Menschen machen Videos von ihren Katzen, die Lichtreflexe jagen: Mein völlig verrückter Kater Minki !!! Oder Fotos von den Wandgemälden, die die Kids mit Ölkreiden angerichtet haben: Der tägliche Wahnsinn!!!
Jetzt ist es allerdings so, dass Katzen grundsätzlich alles jagen, was lustig herumhüpft, und die Kombination von kreativen Kindern, weißen Wänden und unbeaufsichtigtem Malbehelf meistens im Expressionismus endet. Das ist weder verrückt noch wahnsinnig, sondern eher normal.
Gleichzeitig dachte ich mir in der letzten Zeit öfters, dass ich mit einigen Angehörigen meines Freundeskreises, der großteils aus Künstlern besteht, über die Definition von normal sprechen sollte. Mit Freund X. zum Beispiel, der nach einem langen Partywochenende feststellte, dass seine gesamte Wohnung von oben bis unten mit Graffiti besprüht war, was er sich nicht erklären konnte, und dass er nun ein trächtiges Frettchen als Haustier hatte, was ihn hingegen überhaupt nicht verwunderte. „Bist du wahnsinnig?“, fragte ich ihn am Telefon. „Ah geh“, antwortete er, „ganz normales Wochenende halt.“

vea.kaiser@kurier.at

Kommentare