Kollateralschaden
Zwetschke benimmt sich wie die verschmähte Liebende eines Jane-Austen-Romans
Mein Hund Zwetschke und ich sind uns in vielen Dingen einig. Wir mögen es beide nicht, von fremden Menschen gestreichelt zu werden. Auf der Couch zu liegen und zu lesen erachten wir als legitime Ganztagesbeschäftigung. Wenn die Götter gewollt hätten, dass wir vegan leben, würde Rindfleisch nicht so gut schmecken. Keine Macht den Stadttauben und: sich nach zwei Jahren zu trennen, ist nicht lustig. Wir gehen völlig darin d’accord, dass es mit dem Puszta-Boy schön war, und es schade ist, wenn eine fast zweijährige Beziehung in die Brüche geht, aber wie man damit umgehen soll, dazu haben mein Hund und ich verschiedene Ansichten. Ich bin der Meinung, dass in einer Zeit der seriellen Monogamie wichtig ist, Trennungen anständig und respektvoll über die Bühne zu bringen. Die Zahl der Beziehungen, die scheitern, ist um ein vielfaches höher als die jener, die halten. Da sollte man sich dem gesellschaftlichen Frieden zuliebe bemühen, von allzu melodramatischen Aktionen Abstand zu nehmen. Mein Hund sieht das anders. Seit der Puszta-Boy in den unendlichen Weiten der Puszta verschwunden ist, benimmt sich Zwetschke wie die verschmähte Liebende eines Jane-Austen-Romans. Mal fehlt ihr der Appetit, dann verzehrt sie voll Frust drei Schüsseln. Alles, was nach Puszta riecht, zerrt sie in ihr Körbchen, um es leidenschaftlich zu zerkauen. Ich gestehe, der romantische Teil meines Innenlebens kann dafür Verständnis aufbringen. Aber dass sie aus Protest beschlossen hat, ihre Geschäfte nicht mehr bei den bevorzugten Bäumen zu erledigen, egal wie viele Stunden wir selbige umkreisen, sondern zuhause, IN der Wohnung, ist ein Problem. Als der Puszta-Boy und ich uns trennten, umarmten wir uns, und trösteten uns damit, dass doch alles easy sei, immerhin hätten wir keine Kinder. Tja, da hatten wir die Rechnung ohne den Hund gemacht.
vea.kaiser@kurier.at
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