Zwei Lager
Er/Sie muss auch einmal ein bisserl brav sein.
Es ist ja immer das Gleiche mit der Vorweihnachtszeit. Die Bevölkerung teilt sich in zwei Lager, die einander viel weiter entfernt stehen als jene, die es (Medien zufolge) seit der Bundespräsidentschaftswahlwiederholungswahl gibt. 1. Die Heerschar derjeniger, die sich wie Kinder auf das Fest freuen, alles dekorieren, was nicht bei drei auf dem Baum ist, den Baum sowieso, daneben liebevollst Geschenke besorgen und voller Freude, Inbrunst und Punschbecher in der Hand Schinglebells, Schinglebells, Schingle-owa-wia! intonieren. 2. Und alle anderen. Ansonsten jubelt der Handel, während das Volk den nicht vorhandenen Schnee beklagt. Sogar die Schriftsteller machen jedes Jahr das Gleiche: eine Weihnachtsgeschichte schreiben. Ich bin zwar noch nicht lang in diesem Metier tätig, dennoch gehen mir bereits die Ideen aus. Bisher schrieb ich sowohl über mietbare Weihnachtsmänner, das Karpfen-oder-Gans-Dilemma, Punschstandl-Mafias, Kekserlbackwettbewerbe, umfallende und/oder brennende Weihnachtsbäume als auch über Freude und Frieden mit der lieben Familie, beziehungweise das Fehlen von Freude und Friede mit der lieben Familie. Mich fasziniert seit der Kindheit, dass ausgerechnet zum Fest der Versöhnung nicht nur die Zahl der Haushaltsunfälle und Feuerwehreinsätze, sondern auch der Familientragödien in die Höhe schnellt. Denn: Es ist ja jedes Jahr das Gleiche. Aber wahrscheinlich ist genau das das Problem.
Vielleicht ist der Anspruch an den zukünftigen Bundespräsidenten, alle Familien zu versöhnen, etwas weit hergeholt. Aber Österreich hat ja auch einen Kaiser. Zwar nur im Fernsehen, dennoch sagt der regelmäßig etwas für die Weihnachtszeit sehr bedeutsames (und zwar einen Satz, den er vermutlich vom Christkind plagiiert hat): Er/Sie muss auch einmal ein bisserl brav sein. In diesem Sinne: schöne, und vor allem friedliche Feiertage!
vea.kaiser@kurier.at
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