Ist der Ruf schon ruiniert ...

Wie ich daran scheiterte, ein It-Girl zu sein.
Vea Kaiser

Vea Kaiser

Was Damenmode betrifft, bin ich wiederum zu stur, astronomische Summen für etwas auszugeben, das wirklich unbequem ist.

von Vea Kaiser

über ihre It-Girl-Unfähigkeit

Anfang des Sommers behauptete so ein Schmierfink, die Menschen würden nur deshalb meine Bücher lesen, weil ich ein It-Girl sei. Ich versuchte, mir das nicht zu Herzen zu nehmen, denn sogar des Schmierfinken Freunde erklärten mir, der Herr leide an einer üblen Midlifecrisis. Doch es ärgerte mich weniger der Vorwurf als der Umstand, dass die Dinge, die in der Zeitung stehen, seltsamerweise geglaubt werden. Irgendwann dachte ich mir, hey, wenn der Ruf schon ruiniert ist, dann steht dem Leben als echtes It-Girl nichts mehr im Weg. It-Girls sind junge Luxus-Geschöpfe, die auf angesagten Partys mIt ihren reichen und schönen Friends in noch angesagteren Fetzen so richtig viel Spaß haben. Das klingt tatsächlich lustiger, als täglich vor dem weißen Blatt zu verzweifeln. Ich sagte also alle Einladungen, die normalerweise im Papierkorb landen, zu. Informierte mich, welches Teil man in diesem Teil der Saison unbedingt tragen müsse, und versuchte sogar, den Puszta-Boy in der latest fashion zum It-Girl-Lover umzustylen, doch dies scheiterte an der schieren Tatsache, dass die zeitgenössische Männermode eher für magersüchtige Fünfzehnjährige denn für 2-Meter-große Männer gemacht scheint. Was Damenmode betrifft, bin ich wiederum zu stur, astronomische Summen für etwas auszugeben, das wirklich unbequem ist (nicht wie High Heels, wenn man sie das erste Mal trägt, sondern eher so wie Frischhaltefolie auf nackter Haut) und zweitens in zwei Monaten ohnehin out. Und die gesellschaftlichen Anlässe? Da erfand meine Angst vor Menschenansammlungen in dunklen Räumen jedes Mal Ausreden, um doch nicht hinzugehen. Seit mein It-Girl-Projekt scheiterte, widme ich mich umso leidenschaftlicher dem Studium. Denn wenn ich schon trotz It-Girl-Unfähigkeit den Ruf als It-Girl nicht mehr loswerde, dann möge es doch bitte irgendwann heißen: Frau Dr. It-Girl.

vea.kaiser@kurier.at

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