Jubiläum

Die 100. Kolumne gäbe es ohne die Mutter Teresa der Redakteurinnen nicht.
Vea Kaiser

Vea Kaiser

Der Hund hat die Kolumne gefressen.

von Vea Kaiser

über Ausreden

Auf den meisten Hochzeiten, die ich besuchte, teilten die Bräutigame ein Schicksal: Sie versemmelten ihre Ansprache. Statt persönlicher Worte über die einzigartige Liebe zu ihrer Angetrauten, hüstelten sie Allgemeinplätze heraus oder waren zu beschwipst, um sich klar zu artikulieren. Eigentlich nachvollziehbar. Nichts ist schwieriger, als große Freude wörtlich auszudrücken. Vor allem, wenn man österreichisches Deutsch als Muttersprache hat – eine Sprache, die sieben Mal so viele Vokabeln und gesellschaftliche Akzeptanz für Sudern und Raunzen kennt als für Verbalisierungen des Glücks. Ich würde jetzt auch gerne unkitschig ausdrücken, wie sehr ich mich freue, heute die 100. Kolumne in dieser Zeitschrift zu verfassen, aber es geht sich nicht aus. Daher an dieser Stelle ein Dankeschön an denjenigen Menschen, der dafür sorgt, dass diese Zeilen tatsächlich immer wieder erscheinen: die gute Anni. Diese Frau ist die Mutter Teresa der Redakteurinnen. Woche für Woche serviere ich eine neue Ausrede, warum ich nicht pünktlich abgebe: Der Hund hat die Kolumne gefressen, kein Internet, der Hund hat das Internet gefressen, der Hund hat Durchfall oder die Lieblingsausrede: Neurasthenie. (Damit entschuldigten schon Robert Musil, Franz Kafka und die Hälfte ihrer Zeitgenossen all ihre Unzulänglichkeiten. Eigentlich gibt es diese Krankheit nicht, aber der Name klingt so gut). Anni hat stets Verständnis, sie ist die Therapeutin meiner destruktiven Hass-Liebe zur Beistrichsetzung und tut so, als glaube sie mir mein wöchentliches Versprechen, die nächste Kolumne käme pünktlich. Nicht nur wir Schreiber, auch Sportler, Künstler und alle Arten vermeintlicher Einzelkämpfer haben ihre Anni hinter sich. Ohne Annis gäb’s uns nicht. Und dafür ganz unkitschig Danke. Und ich versprech Dir, Anni, nächste Woche geb ich pünktlich ab!vea.kaiser@kurier.at

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