Mein Hund ist der herzigste, putzigste und klügste
Ich hätte es niemals für möglich gehalten, dass in Zwetschge ein Monster steckt.
Natürlich bin ich der Meinung, dass mein Hund Zwetschge der herzigste, putzigste, klügste und schönste Hund aller Zeiten ist. Auch der Puszta-Boy stimmt dem völlig zu. Und dementsprechend hätten wir es niemals für möglich gehalten, dass tief in unserem Hund ein Monster steckt. Als ich letztes Jahr zur Vollendung meines Romans in das wunderbarste Hotel der Welt übersiedelte, war meine gehörlose Hündin Zwetschge dabei und wurde sofort in die hoteleigene Hundegang aus einem einäugigen Mops und einer gealterten Jack-Russell-Dame integriert. Das Trio lebte seltsam autark, spazierte mit den Hotelgästen um den See und versuchte durch Bildung einer Bettelmafia zu Selbstversorgern zu werden. Zwetschge hatte den Spaß ihres Lebens und so dachte ich neulich, sie würde sich freuen, mit mir zur Sommerfrische zurückzukehren. Doch es wurde eine Katastrophe. Die alte Jack-Russell-Lady nämlich war auf ewige Hasenjagd entschwunden und gegen die Vereinsamung des einäugigen Mopses gab es nun einen Mops-Welpen. Nix mit Welpenschutz, Zwetschge mutierte zum Terror-Terrier. Der Mini-Mops wurde verscheucht, verbellt, verbissen und ich verzweifelte über die Boshaftigkeit meines bis dato so entzückenden Tierchens. Bis ich verstand: Mein Hund ist genau so deppert wie das Internet. Der Hund und das Internet scheinen beide zu glauben, als 27-jährige Frau hätte ich keinen anderen Gedanken als Fortpflanzung. Das Internet zeigt mir seit eineinhalb Jahren nur Werbung für Schwangerschaftstests, Babykleidung oder Windelwechselsysteme. Und Zwetschge kriegt die Panik, sobald ich einen Welpen anschaue, als ob sie fürchtet, ihre Einzelhund-Privilegien zu verlieren. Fortpflanzung interessiert mich zurzeit so sehr wie der Zustand in China umgefallener Fahrräder. Aber wie erklärt man das dem Internet und einem gehörlosen Hund?
vea.kaiser@kurier.at
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