Wenn ein Mann krank macht

Eine Grippe braucht man genauso wenig, wie den Ex-Ex-Ex in derselben Straße.
Vea Kaiser

Vea Kaiser

Seit März 2012 war ich nicht mehr krank. Bis jetzt. Wenn man vier Jahre lang keine regenwaldbedrohende Menge an Taschentüchern verbraucht und die Ernährung nicht einen Tag auf Henderlsuppe mit Neocitran umstellen muss, kann man tatsächlich vergessen, wie nervig Kranksein ist. Und vor allem: dass jeder besser weiß, warum man krank ist. Der Oma zufolge käme die Erkältung natürlich daher, dass ich immer zu kühl angezogen sei. Wer nicht bis in den späten Mai Schal und Haube trüge, der dürfe sich nicht wundern, wenn er Halsweh bekomme. Meine Freunde meinen, da auch sie allesamt krank seien, hätten wir uns gegenseitig angesteckt – was ein Beweis dafür sei, dass wahre Freunde nunmal alles teilen. Ich wiederum habe eine andere Theorie. 2012 trennte ich mich von meinem Ex-Ex-Ex-Freund, einer ziemlichen Grätzn. Während der Beziehung war ich quasi immer krank, seit ihrem Ende kein einziges Mal. Und nun ist besagter Ex-Ex-Ex von Mailand nach Wien gezogen. In dieselbe Straße, in der ich mein Büro habe. Warum er das gemacht hat? Weil mich die olympischen Götter für meine Kolumnen bestrafen wollen. Es kann kein Zufall sein, dass ich nach jahrelanger Gesundheit genau an jenem Tag zu schniefen begann, an dem wir uns zufälligerweise auf der Gasse trafen. Mein geliebter Puszta-Boy nennt mich paranoid, doch seine Theorie, ich hätte mir die Viren in der U-Bahn eingefangen, weil ich ja erst, seit ich ein Büro habe, U-Bahn fahre, ist genauso paranoid. Aber egal, woher die Erkältung nun kommt, Erkältungen und Exfreunde haben erstaunlich viel gemeinsam. Sie führen zu geschwollenen Augen und erhöhtem Taschentuchverbrauch. Man erinnert sich ungern an sie. Man freut sich, wenn man sie hinter sich gelassen hat. Man hofft, fortan immun zu sein. Doch manche Übel kommen einfach immer wieder.

vea.kaiser@kurier.at

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