Sie mögen Fußball?

Was für eine dumme Frage.
Vea Kaiser

Vea Kaiser

Auf meiner Liste der 100 dümmsten Fragen findet sich unter den Top 10: Sie mögen Fußball? Aber Sie sind doch eine junge Frau? Als ob der Rasenballsport etwas beinhalte, das einem Menschen mit Brüsten unverständlich wäre. Ich frage mich, wie man Fußball nicht mögen kann. Fußball ist etwas urmenschliches! Seit mein Neffe Vuk drei Schritte gehen kann ohne umzufallen, tritt er mit seinen Füßchen Bälle vor sich her – was ihm seine Eltern garantiert nicht gezeigt haben, denn diese sind, zu meinem großen Leidwesen, nicht fußballaffin. Wie viele andere Fußballbanausen haben sie falsche Vorstellungen von diesem Sport. Zum Beispiel, dass Fußballer nicht die Klügsten seien. Nun, da Fußball urmenschlich ist, sind Fußballer folglich normale Menschen. Klar gibt es unter ihnen einige, die nicht gerade die hellsten Glühbirnen in der Lampenabteilung der Menschheit sind (wie mein Exexexexex-Freund), aber auch überaus gescheite und belesene Köpfe. Und man unterschätze bitte nicht die ästhetischen Reize des Spiels! Während ich nicht verstehen kann, warum man sich Radrennen anschaut, wo Männer mit enthaarten Wadeln hintereinander herradeln, oder Skifahren, wo es um mit freiem Auge nicht erkennbare Zeitunterschiede geht, oder Tennis, wo man sich aufgrund der lasziven Stöhnerei gar nicht auf das Ballischupfen konzentrieren kann, fesselt Fußball über die Maßen: Denn hier folgen die Bewegungsabläufe keinen starren Mustern. Nix mit Hang runter, Straße entlang, Balli hin und her. Im Fußball ist alles möglich und immer neue, unerwartete Spielzüge betören den Betrachter. Ein Fußballspiel kann lustig, spannend, dramatisch sein – zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt habe ich beim Zuschauen schon alle Gefühle durchlebt. Denn auf einem Fußballplatz ist alles Menschliche möglich. Sogar die Liebe zu einer Energiesparlampe.

vea.kaiser@kurier.at

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