Auf dem Weg zur Selbstmaximierung

Immer will der Mensch alles besser machen. Was wirklich zählt.
Vea Kaiser

Vea Kaiser

Der Mensch will immer alles besser machen, was uns dankenswerterweise Erfindungen wie Gasherd oder Glätteisen bescherte. Letzteres zeigt, dass der Mensch nicht nur seine Lebensumstände, sondern auch sich selbst verbessern will. Das Glätteisen zaubert aus krausem Haar eine glänzend fließende Mähne, und sogar mein Lockenschopf auf dem kleinen Bildchen ist von einem Glätteisen verfertigt. Überrascht? Ich bin verblüfft, zu welch Wundern dieses Klumpert gut ist. Seiner Disposition zur Selbstoptimierung gibt der Mensch allerdings nicht immer nach. Eher neigt er sich – gleich einer Weide im Wind – manchmal hierhin, manchmal dorthin. Während Vanillekipferln und Glühweinrambazamba den Menschen von der Selbstoptimierung entfernen, treiben ihn die Neujahrstage gar zur Selbstmaximierung. Die Fitnessstudios werden niedergerannt und Abnehm-Entschlackungs-Detox-Safterln boomen. Die letzten Jahre habe ich mich all dem verweigert, heuer hat mich der Selbstoptimierungsdrang gepackt, und Schuld ist etwas, das sich jahrhundertelang sämtlicher Optimierungsversuche verwehrt hat: Balasn. Hierbei handelt es sich um eine Seewinkler Spezialität, die mir Pusztaboys Großmutter kredenzte. Eine in Schmalz herausgebackene Teig-Apfel-Süßspeise, die so perfekt schmeckt, dass man im Laufe der Jahrhunderte nicht einmal versuchte, ihre Zubereitung zu verändern. Weswegen die McDonald’sche Apfeltasche neben dieser pannonischen Köstlichkeit ein Diätfutter darstellt. Unzählige Balasn später gehöre auch ich zu den schwitzenden, teetrinkenden Salat-Knabberern. Mein Fitnesstrainer sagte aufmunternd: Es zählt nicht, was du zwischen Weihnachten und Neujahr tust, sondern zwischen Neujahr und Weihnachten. Nur wäre es optimal, wenn die Menschheit bald kapierte, dass das eine so viel länger dauert als das andere.

vea.kaiser@kurier.at

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