Europa von innen: Aufmarsch der Österreicher vor der UNO
Die Metropole New York wandelt sich in den nächsten Tagen zum Catwalk der Politiker. Im UNO-Glaspalast am East River kommen Vertreter von 193 UN-Staaten zusammen. Am Mittwoch wird die 66. Generalversammlung eröffnet: Das erste Mal in der Geschichte der Vereinten Nationen ist die österreichische Staats- und Regierungsspitze geschlossen anwesend: Bundespräsident Heinz Fischer , Bundeskanzler Werner Faymann sowie Vizekanzler und Außenminister Michael Spindelegger werden den Reden von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon und US-Präsident Barack Obama lauschen. "Das kommt selten vor, dass ein Staat so stark präsent ist", sagt ein UNO-Diplomat. "Oft ist es nur die Happy Hour der Außenminister." Nach der Eröffnung trennen sich die Wege der Österreicher. Jeder spult sein eigenes Programm ab. Sehen und gesehen werden ist das Motto: Fotos mit den Großen dieser Welt machen sich immer gut, im Wahlkampf ganz besonders. Für Faymann und Spindelegger ist es ein Rennen um die besten Termine, die spannendsten Events. Der Kanzler ist das erste Mal dabei: 2010 sagte er die Reise wegen einer drohenden Budgetdebatte im Parlament ab - und wurde dafür kritisiert. Für Spindelegger ist es Routine, entsprechend voll ist seine Agenda, bis zu zehn bilaterale Treffen mit Amtskollegen hat er pro Tag. Ein gesellschaftlicher Top-Termin ist das Mittagessen am Mittwoch mit UN-Generalsekretär Ban. Fischer ist dabei, er ist offiziell Head of Delegation der Österreicher. Eine Einladung bekam auch der Kanzler, er wird am Abend auch bei dem Empfang von Obama und First Lady Michelle Obama in der New Yorker Public Library dabei gewesen sein. Hier wird das US-Präsidentenpaar die Hände vieler europäischer Staats- und Regierungschefs schütteln. Der Vizekanzler nimmt Donnerstagabend - auf Einladung von Außenministerin Hillary Clinton - an einem transatlantischen Meeting teil. Das elegante Dinner findet im traditionellen Hotel Waldorf-Astoria statt, wo der US-Präsident samt Entourage während seiner New-York-Aufenthalte einen ganzen Tower bewohnt. Die UNO-Woche besteht natürlich nicht nur aus Essens- und Society-Verpflichtungen, es wird auch hart gearbeitet. Die Generalversammlung dominieren in diesem Jahr die Nahostpolitik, die Frage der Anerkennung des palästinensischen Staates, die Folgen der arabischen Revolution, die Energiepolitik sowie die Lehren aus dem schweren AKW-Unfall in Fukushima. Fischer, Spindelegger und Faymann nehmen an diesen High-Level-Meetings teil; Fischer führt beim Libyen-Treffen den Co-Vorsitz, Spindelegger spricht über Österreichs Anti-Atompolitik. Die Rede vor der UN-Generalversammlung hält nach den Regeln der UNO immer der Außenminister. Samstagabend hat Spindelegger das Wort. Zu den politischen Pflichtterminen Fischers in New York zählen Treffen mit Palästinenser-Präsident Mahmoud Abbas (gemeinsam mit Spindelegger), mit dem libanesischen Präsidenten Michel Sleiman , Bolivens Evo Morales und mit dem Präsidenten des jüngsten Staates der Welt, dem Südsudanesen Kiir Mayardit. Das Staatsoberhaupt gönnt sich auch Kultur. Der Bundespräsident schaut mit Gattin Margit Fischer im Metropolitan Museum vorbei und lässt sich vom Direktor des Österreichischen Kulturforums, Andreas Stadler , durch die neue Ausstellung "Beauty Contest" führen. Die New York Times berichtet stets begeistert über die Ausstellungen im Kulturforum. Der Bundeskanzler trifft den chilenischen Präsidenten Sebastián Piñera, der EU-Lateinamerika-Gipfel findet im Mai 2012 in Santiago statt, EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy und Kommissionspräsident José Manuel Barroso . Er hat auch ein Gespräch mit dem in Wien geborenen Nobelpreisträger für Medizin, Eric Kandel . Kandel musste 1939 vor den Nazis in die USA flüchten. Ein kurzes Tête-à-Tête gibt es auch mit dem ehemaligen US-Botschafter in Wien und Präsidenten des Jüdischen Weltkongresses, Ronald Lauder. Außenminister Spindelegger trifft zahlreiche Amtskollegen aus Europa, dem Nahen Osten und Lateinamerika, darunter Kubas Chefdiplomat Bruno Rodríguez Parrilla . Zum Programm Spindeleggers gehört auch ein Besuch bei Rabbi Arthur Schneier in der bekannten East-Park-Synagoge sowie Treffen mit Vertretern Jüdischer Organisationen. Er besichtigt auch das 9/11-Memorial, die Gedenkstätte am "Ground Zero".
Zu einem besonderen Ereignis kulinarischer Art dürfte die Würdigung des österreichischen Star-Koches Kurt Guttenbrunner werden. Der Außenminister verleiht ihm einen hohe Auszeichnung. Generalkonsul Peter Brezovszky hat die Ordensverleihung eingefädelt. Guttenbrunner besitzt unter anderem das New Yorker Restaurant "Wallsé", das einen Michelin-Stern trägt. Gemeinsam mit der Columbia University lädt Brezovszky am 22. September zur Präsentation eines umfassenden Österreich-Buches. Der Autor, der Industrielle Hannes Androsch , ist anwesend und diskutiert mit Columbia-Professor Gordon Bardos . Donnerstagnachmittag - in New York geht die UNO-Generalversammlung noch weiter - fliegt Bundeskanzler Faymann nach Kalifornien. In San Francisco trifft er Gouverneur Jerry Brown , mit dem Demokraten will er sich über Energie- und Umweltfragen austauschen. Kalifornien gilt als Trendsetter bei Erneuerbarer Energie. Hier wird gerade das größte Solarkraftwerk der Welt mit der geplanten Maximalleistung eines Atomkraftwerkes gebaut. In Los Angeles besucht Faymann mit Ex-Gouverneur Arnold Schwarzenegger das "Caltech", die Technische Hochschule Kaliforniens, ein bekanntes Forschungszentrum für alternative Energie.
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