Vier Jahre danach

Peter Stöger
In Österreich hat sich seit 2008 etwas entwickelt. Mit der Heim-EM hat das nicht viel zu tun.

Die EURO geht in die Zielgerade. Vor dem Finale SpanienItalien gibt es noch einen Ruhetag. Der richtige Zeitpunkt, um der Frage nachzugehen, was eigentlich von unserer Heim-EURO 2008 geblieben ist. Wirklich nur die Verlängerung der U2 in Wien? Was bleibt überhaupt von so einem großen Turnier?

Natürlich vier schöne Stadien und die Frage, ob und wie sie genützt werden. In Portugal blieben zwei bestehen, eines steht leer, eines wurde abgebaut. Bei uns wird in Kärnten endlich – mit vierjähriger Verspätung – das Stadion fertiggestellt, aber nur von einem Regionalliga-Klub genutzt. Ewig schade, dass Wien kein tolles, modernes Stadion für die EURO erhalten hat. Ein Versäumnis, das schmerzt und das es fast unmöglich macht, wieder ein Europacup-Finale zugesprochen zu bekommen.

 

Deutsche Sieger

Am meisten geblieben ist meiner Meinung nach von der WM 2006 in Deutschland. Durch die neuen Stadien hat die deutsche Liga auch international einen höheren Stellenwert bekommen. Zudem ist es gelungen, mit der Begeisterung ein Bild des sympathischen Deutschen zu zeichnen und ein Wir-Gefühl zu erzeugen. Das alles hat unseren Nachbarn international sehr gutgetan.

Bei der Betrachtung der Nachhaltigkeit muss man den infrastrukturellen vom sportlichen Bereich trennen. Sportlich war Österreichs Mannschaft nicht so weit, die Überraschung zu schaffen. Es war einfach zu früh. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob die Entwicklung der letzten Jahre auf die Heim-EM zurückzuführen ist.

Ich bezweifle auch, dass sich die Deutschen wegen der WM 2006 sportlich so gesteigert haben. Vielmehr waren dafür die schlechten EM-Turniere 2000 und 2004 verantwortlich, nach denen sie umgedacht und Strukturen verändert haben. Der Aufbau ist viel eher mit der WM günstig zusammengefallen. So eine Übereinstimmung ist auch schwer planbar, da man immer die Spieler dafür benötigt.

Versäumnisse

Was unsere Stadien betrifft, so wurde sicher nicht alles richtig angedacht. In Linz wollte man kein Stadion bauen, wenige Jahre später baut man die Gugl um nicht wenig Geld um. Für mich als Trainer und Fußballfan wäre eine moderne Arena im Prater einfach lässig, weil es der ideale Standort wäre. In den letzten Tagen habe ich mit meinem Austria-Trainerteam und bei einem Sponsor-Abend in Velden mit vielen Leuten über die Nachhaltigkeit unseres Turniers gesprochen. Wirklich Greifbares ist dabei nicht herausgekommen. Seit der EURO 2008 ist es jedoch sehr wohl gelungen, bei den Liga-Vereinen die Österreicher-Quote zu heben. Gute Spieler sind ins Ausland gegangen, und dennoch haben die Vereine in der Europa League durchaus gute bis sehr gute Rollen gespielt. Auch in Hinblick auf die Qualität des Nationalteams bin ich guter Dinge.

Für die Fans ist von 2008 vor allem eines geblieben: Sie haben ein dermaßen großes Ereignis live in unserem Land erlebt und wissen jetzt, was es heißt, dabei zu sein. Dieses Wissen und dieses Gefühl sind bleibende Erkenntnisse.

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