Zuchtmeister Schicksal
Nachdenken über das Leben stehen nach dem Party-Tsunami auf dem Menüplan.
Silvester ist für Party-Amateure“, sagt E und klar, wir werden auch heuer wieder die Rollbalken sowas von runterziehen und uns bei garstigen Wurstgerichten „Homeland“ reinpfeifen. Diese Serie macht richtig süchtig. Glücksgetaumel um Mitternacht wird in jedem Fall verweigert. Schließlich hat man sich im Vorfeld zum Jesu-Wiegenfeste dermaßen im Party-Tsunami verausgabt, dass jetzt einmal nur Kräutertee-Orgien an Nachdenken über das Leben auf dem Menüplan stehen. Die Horoskop-Prognosen für das Fischerl versauen einem 2013 ohnehin schon einmal prophylaktisch: Saturn, Oida! Prüfungen, wohin das Auge reicht. Davon hatte ich doch heuer eigentlich schon, bis der Arzt kommt.
Der Zuchtmeister Schicksal hat mir 2012 einiges beigebracht. Dass man viel früher aufhören sollte, „später“ zu sagen. Dass man die Dinge, gegen die man sich in der ersten Nanosekunde innerlich sträubt, dann auch wirklich sein lassen sollte. Die Intuition ist nämlich am Ende des Tages eine anbetungswürdige Göttin der Verlässlichkeit. Dass man durch den Drang, es allen Recht zu machen, seiner eigenen Psychohygiene großes Unrecht zufügt. Dass Zeit die Prada-Schuhe der zweiten Lebenshälfte sind. Ich dachte viel an den indischen Yogi, der mir in Ayurvedien vor einigen Jahren den Satz geschenkt hat: „Take your time, because if you don’t, it will take you.“ Dass Ehrgeiz definitiv keinen schönen Teint macht. Dass Freunde die Familie des 21. Jahrhunderts sind. Dass man sein Chi nicht an besser entfernte Bekannte verschütten sollte.
Dass diese Scheiß-Krise gerade einmal ein paar Pirouetten gedreht hat und man sich verdammt warm anziehen wird müssen. Dass man sein verrücktes inneres Kind all seinen jahreszeitbedingten Streber-Vorsätzen immer ein wenig auf den Spielplatz schicken wird müssen. So viel Zeit muss nämlich immer sein. Auch 2013.
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