Liebe Geschlechterkampf-Polizei!
Schließlich leben wir nicht mehr in der Welt von Arthur Schnitzler ...
Wie man mit personifizierten Herrenwitzen umgehen sollte
Skandal! Angeschickerte Säcke flirten junge Frauen an und vergreifen sich direkt proportional zu ihrer Promille-Kurve im Ton. Die Brüderle-Debatte in Deutschland lässt wieder viele selbsternannte Ethik-Kommissionäre die Sexismus-Sorgenfalten runzeln. Und was ist sonst noch neu? Dass der Bär in den Wald scheißt? Und der Papst ein Bayer ist?
Natürlich: Ich bin dafür, dass die Welt sich empört, wenn Zimmermädchen, die sich nicht wehren können, weil sie Angst um ihren Job und vor der Macht haben (selbst wenn die nur einen Bademantel anhat) tätlich angegriffen werden. Die sozial Schwachen, nicht Wehrfähigen sind unter allen Umständen zu schützen. Aber, bitte um Vergebung, Frauen einer gewissen Bildungsschicht, denen durch ihren Job auch Macht verliehen ist, müssen sich nicht freiwillig in den Geruch des Opfers begeben. Sie haben die Möglichkeiten, diese verschwitzten Baggeranten zur Raison zu pfeifen. Und den personifizierten Herrenwitzen klar zu machen, dass man von ihnen vor allem eines nicht wissen möchte: Dass sie im Besitz eines Unterleibs sind. Schließlich leben wir nicht mehr in der Welt von Arthur Schnitzler und auch das Frauenbild der Serie „Mad Men“ hat sich inzwischen überholt.
Also, liebe Geschlechterkampf-Polizei! Ich bin voll des Enthusiasmus angesichts eurer Bereitwilligkeit, auf jene Typen, die sich Frauen gegenüber daneben benehmen, Menschenjagden zu veranstalten. Ich gehe davon aus, dass ihr euch als nächstes um die 1,5 Millionen Männer kümmert, von denen man in den letzten Wochen Ähnliches gehört hat ... In tiefer Dankbarkeit ... eure Frau Polly! P.S: War eben in einem Prater-Lokal. Dort reagierte eine beherzte Serviererin auf die tiefe Anmache eines Betrunkenen mit den schönen Worten: „Geh, waßt was, hol dir einfach mit der Pinzett’n an owe!“
polly.adler@kurier.at
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