chaos DE LUXE: Weihnachts-Charity
Hartes Schrammen am sozialen Burnout. Noch ein "Save the date" für zwanglose Get-togethers mit mir meilenweit entfernten Bekannten und ich suche endgültig um Asyl im Gasthaus "Zur inneren Emigration" an. Mein Gaumenzäpfchen leidet an einer Smalltalk-Unverträglichkeit. Der Anruf der Vorsitzenden eines Charity-Komitees "zugunsten Opfern der Café au lait-Krankheit" nahm mir auch den letzten Rest an Ambition, heuer noch der Welt ein wenig unter die Arme zu greifen. Diese Krankheit, die wie die Fieberfantasie einer schlecht eingestellten Lifestyle-Redakteurin wirkt, existiert wirklich: Es sind harmlose Maximalpigmentierungen in Münzengröße. Viel zu ungefährlich also, um dafür klebrige Getränke auszuschenken. Kollegin T schickt mir einen Aushang ihres Fitnesscenters per Handy. Eine Hautärztin kündigt dort an, dass der Erlös sämtlicher Botoxbehandlungen am nächsten Mittwoch direkt an Obdachlose gehen wird. Fällt alles in die geschmackfreie Kategorie "Lachsbrötchenfressen für die Sahel-Zone". Ich verordne mir Rückzug an Verblödung. Meine Tochter und ich liegen aufgebahrt auf unseren Sofas und pfeifen uns die Serie " The Big Bang Theory" ein. Dort versuchen hochintelligente Nerds bei glubschäugigen Babes, bei denen IQ nicht das stichhaltigste Argument ist, sexuell notzulanden. Wie sie scheitern, ist brüllkomisch. "Sheldon", sagt der eine frustriert, "kannst du dir vorstellen, dass es Menschen gibt, die große Gefühle füreinander empfinden und sich treu bleiben wollen?" Und der antwortet: "Wenn ich endlich die Weltherrschaft erlangt habe, werden alle diese Menschen sterilisiert werden." Auch was Besinnliches haben die Jungs auf Lager: "Wahnsinn ist laut Einstein, wenn Menschen immer wieder das gleiche machen und sich davon jedes Mal unterschiedliche Ergebnisse erwarten. So wie Weihnachten eben."
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"VENUS IM KOMA" - DER ERSTE POLLY ADLER-ROMAN
Polly läuft - und zwar aus dem Ruder. Trotz Basislager bei der Paartherapeutin will sich ihr Mann Max plötzlich unerhörterweise selbst verwirklichen - und zwar so ganz ohne Polly. Die Tochter Resi pubertiert bis zum Anschlag und behandelt ihre Mutter wie eine lästige Stalkerin. Und als Reporterin an der Society- Front beißt sich Polly an einer durchgeknallten Aristo-Mischpoche die Zähne aus. Ja, und irgendwo gibt es noch einen Pleite-Bankier, der Polly entführt, um irgendwie zu überleben. In jedem Fall ist Pollys Leben sauanstrengend. »Deine Venus ist im Koma!«, kann da ihre astrologieverseuchte Freundin Gerti nur immer wieder feststellen. Jetzt wird Österreichs Kultkolumnistin Polly Adler endlich zur Romanheldin, in deren Stöckelschuhen man keinesfalls stecken möchte. Eine erzählerische Tour de force, in der die Society-Pappnasen der Republik bis zur Kenntlichkeit entstellt werden.
Seit Ende Oktober im Handel.
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