chaos DE LUXE: Mein Wien
Wenn Sie sich einmal so richtig wie die arme Verwandte aus den Kronländern fühlen möchten, dann fahren Sie doch nach München. Zum Shopping. Vielleicht ein Flachmann von Tiffany? Oder ein Handy-Wärmer in Barbie-Rosa von Monclèr? Was trägt denn Ihre Idee von Hund da Hübsches, frage ich eine Geldblondierte, die Schneestiefel an den Füßen hat, auf denen Zürs, St. Moritz und Kitz zu lesen steht. Will sie Auszählreime veranstalten, zwecks der Entscheidung, wo der Zobel heuer Gassi geführt werden soll? "D & G, die aktuelle Hundekollektion", antwortet sie schnell - um gleich den schrecklichen Verdacht aus dem Weg zu räumen, dass der Chow-Chow mit einem Kaschmirponcho aus dem Vorjahr gedemütigt worden sein könnte. Ein Bettler sitzt vor dem Escada-Laden mit dem Schild "Ich habe Hunger!" Den Frauen, die dort mit ihren LV-Shoppern ein und aus spazieren, kostet dieser PR-Slogan nur ein Taittinger-beschwingtes Kichern. Hunger zu haben ist ihnen ein vertrauter Dauerzustand, Essstörungen sind ihre neue Migräne. An der Oper baumelt ein Transparent mit der Zeile "Lächle über deinen Schmerz!" Ja, mach ich! Aber dann lache ich über meine Erleichterung, wieder in Wien zu sein. Ich küsse den Boden nach der Wojtyla-Methode, mehr seelisch, verstehn S', würde Monaco-Franzi sagen. Und umarme meine Stadt - mit ihren mäßig gelaunten Kellnern, ihren abstrusen Wirkwaren-Geschäften, wo oft nur ein scheußliches lila Wolljäckchen lieblos in der Auslage liegt, und den Nachbarn, die die Zuvorkommenheit von übermüdeten Pitbull-Terriern besitzen. Und was macht Wien? Keinen Luftsprung, sondern es knurrt nur wie ein beleidigter Gespiele: "Jetzt kommst erst drauf, Depperte!"Polly liest am 03. Dezember 2011, aus ihrem Roman "Venus im Koma" - 18 Uhr Thalia, Wien 6.
Buchtipp:
"VENUS IM KOMA" - DER ERSTE POLLY ADLER-ROMAN ERSCHEINT Polly läuft - und zwar aus dem Ruder. Trotz Basislager bei der Paartherapeutin will sich ihr Mann Max plötzlich unerhörterweise selbst verwirklichen - und zwar so ganz ohne Polly. Die Tochter Resi pubertiert bis zum Anschlag und behandelt ihre Mutter wie eine lästige Stalkerin. Und als Reporterin an der Society- Front beißt sich Polly an einer durchgeknallten Aristo-Mischpoche die Zähne aus. Ja, und irgendwo gibt es noch einen Pleite-Bankier, der Polly entführt, um irgendwie zu überleben. In jedem Fall ist Pollys Leben sauanstrengend. »Deine Venus ist im Koma!«, kann da ihre astrologieverseuchte Freundin Gerti nur immer wieder feststellen. Jetzt wird Österreichs Kultkolumnistin Polly Adler endlich zur Romanheldin, in deren Stöckelschuhen man keinesfalls stecken möchte. Eine erzählerische Tour de force, in der die Society-Pappnasen der Republik bis zur Kenntlichkeit entstellt werden. Seit Ende Oktober im Handel.
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