chaos DE LUXE: Lebende Anti-Viagras
"Männer, Frauen" hatte die späte Marilyn Monroe geseufzt, "das ist doch nichts anderes als eine Reihe von Anschlussfehlern." Und es gibt auch 50 Jahre später wenig Grund, vor lauter Freude über das gegenwärtige Entwicklungsstadium sein Gebiss in die Luft zu werfen. Hätte die Liebe ein Facebook-Profil, würde vor allem "It's complicated!" drunter stehen. Denn wenn die Frauen dem Kommando von Alice Schwarzer folgen und nach der Hälfte der Welt greifen, kriegen sie von den Herren der Schöpfung gerne noch immer dort eine übergezogen, wo es am meisten weh tut: in ihrer Intimsphäre. Unlängst erzählte mir so eine Weltgreiferin, die in einem Pharmaunternehmen 500 Mitarbeiter dirigiert, dass sie bei einer Dinnerparty auf einen Lottogewinn von Mann gestoßen sei. Unbelegt, optisch erhebend, eloquent und mit einem Lächeln ausgestattet, das einen in der Beckengegend nervös werden ließ. Nach dem vierten Rendezvous - einem Austernexzess im "Le Salzgries" - gestand sie dem "Sechser", dass sie nicht, wie vorgegeben, eine einfache Handlungsreisende im Pillengewerbe sei, sondern in der Kommandozentrale des Ladens saß. Ein Fehler, der einem verbalen Anti-Viagra gleichkommen sollte. Nach drei Tagen schmerzhafter Stille kam nichts als eine SMS mit dem Inhalt "Du bist eine tolle Frau, aber ich fürchte, nicht für mich". "Quo vadis, Liebe?", seufzte sie und sah mich hilfesuchend an. "Mach' in der Abendschule den Crashkurs "Weniger Selbstbewusstsein, leicht gemacht" oder verkleid' dich als Floormanagerin vulgo Putzfrau, wenn du im Büro Herrenbesuch bekommst." - "Aber das ist doch alles keine Lösung!" - "Natürlich nicht, aber ein Realitätsarrangement." Ich hasste mich für soviel resignative Vernunft.Polly liest am 13. 11. um 11 Uhr in der Roten Bar im Volkstheater aus ihrem neuen Roman "Venus im Koma".www.pollyadler.at polly.adler(at)kurier.at
Buchtipp:
"VENUS IM KOMA" - DER ERSTE POLLY ADLER-ROMAN ERSCHEINT Polly läuft - und zwar aus dem Ruder. Trotz Basislager bei der Paartherapeutin will sich ihr Mann Max plötzlich unerhörterweise selbst verwirklichen - und zwar so ganz ohne Polly. Die Tochter Resi pubertiert bis zum Anschlag und behandelt ihre Mutter wie eine lästige Stalkerin. Und als Reporterin an der Society- Front beißt sich Polly an einer durchgeknallten Aristo-Mischpoche die Zähne aus. Ja, und irgendwo gibt es noch einen Pleite-Bankier, der Polly entführt, um irgendwie zu überleben. In jedem Fall ist Pollys Leben sauanstrengend. »Deine Venus ist im Koma!«, kann da ihre astrologieverseuchte Freundin Gerti nur immer wieder feststellen. Jetzt wird Österreichs Kultkolumnistin Polly Adler endlich zur Romanheldin, in deren Stöckelschuhen man keinesfalls stecken möchte. Eine erzählerische Tour de force, in der die Society-Pappnasen der Republik bis zur Kenntlichkeit entstellt werden. Ab Ende Oktober im Handel.
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