chaos DE LUXE: Glück

chaos DE LUXE: Glück
"Weihnachten ist nicht die Zeit für Reue, dafür sind Hochzeitstage da."

Ich bin in seelischer Geiselhaft der 24.-Dezember-Bewegung. Die goldigen Brigaden nehmen einen zurzeit hart ran – wenn man ohne funktionierende Kernfamilie und die dazugehörigen Liebling-ich-hoffe-du-hattest-keinen-allzu-harten-Tag-kann-ich-dich-mit-einer-kleinen-Fußmassage-erfreuen-Choreografien in Teebegleitung (Geschmacksnote "Wintermärchen", warum nicht) auskommen muss. Angesichts der Glücks- und Harmonie-Tsunamis im Werbefernsehen kommt man sich als Alleinunterhalterin mit einem im ständigen Abflug befindlichen Fortpflanz sozial in etwa so glamourös wie ein etwas überwutzeltes Mädchen mit den Schwefelhölzern vor. Und immer den ollen Rilke im Ohr: "Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr." Dann doch lieber die Loser-Ikone Al Bundy („Married with children“) aus der Mottenkiste der Popkultur bemühen, die schon immer wusste: " Weihnachten ist nicht die Zeit für Reue, dafür sind Hochzeitstage da." Als wirksamste Therapie gegen die Sehnsucht nach Familie und Wohlstand wirkt die RTL II-Dokusoap "Die Geissens". Dort demonstrieren die Zasterproleten "Roobert!!!" und sein Ersatzteillager von einer Ehefrau von Monaco bis Miami, wie fantastisch billig Reichtum aussehen und wie nervtötend so eine Versorgungsgemeinschaft sein kann. "Papa, welchen Rolls Royce soll ich jetzt eigentlich bohnern?" stellt so eine Mini-Geissini eine der großen Fragen des Jahres 2011. Da nehmen wir uns doch ein Beispiel an einer Down-to-earth-Marie-Antoinette wie Kathi Stumpf, die uns jüngst in "News" den Satz schenkte: "Ein neues Auto pro Monat macht nicht glücklich." Zwei schon? Oder was jetzt?

Polly Adler liest am Sonntag, 11. 12. um elf Uhr bei Thalia 1030 aus ihrem Roman "Venus im Koma".

 

chaos DE LUXE: Glück

"VENUS IM KOMA" - DER ERSTE POLLY ADLER-ROMAN ERSCHEINT Polly läuft - und zwar aus dem Ruder. Trotz Basislager bei der Paartherapeutin will sich ihr Mann Max plötzlich unerhörterweise selbst verwirklichen - und zwar so ganz ohne Polly. Die Tochter Resi pubertiert bis zum Anschlag und behandelt ihre Mutter wie eine lästige Stalkerin. Und als Reporterin an der Society- Front beißt sich Polly an einer durchgeknallten Aristo-Mischpoche die Zähne aus. Ja, und irgendwo gibt es noch einen Pleite-Bankier, der Polly entführt, um irgendwie zu überleben. In jedem Fall ist Pollys Leben sauanstrengend. »Deine Venus ist im Koma!«, kann da ihre astrologieverseuchte Freundin Gerti nur immer wieder feststellen. Jetzt wird Österreichs Kultkolumnistin Polly Adler endlich zur Romanheldin, in deren Stöckelschuhen man keinesfalls stecken möchte. Eine erzählerische Tour de force, in der die Society-Pappnasen der Republik bis zur Kenntlichkeit entstellt werden. Seit Ende Oktober im Handel.

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