chaos DE LUXE: Der Quacksi-Gau

chaos DE LUXE: Der Quacksi-Gau
Die emotionale Inkontinenz sogenannter "We-people".

"Und schau, das ist unser lieber Quacksi, ist der nicht süß?" K hielt mir - bar jeder Ironie - einen potthässlichen Plüschfrosch entgegen und zeigte sich gleich harsch enttäuscht, dass mir diese Form der emotionalen Inkontinenz keinerlei spitze Schreie des Entzückens zu entlocken imstande war. Man muss hinzufügen, dass K im richtigen Leben eine psychiatrische Koryphäe auf dem Gebiet der Panikattacken war, also an sich IQ-mäßig mehr als ausgeschlafen. Warum sie sich akut wie ein retardiertes Wimperntierchen benahm, ist leicht zu erklären: Hormone heißen die Kanaillen. Der Überträger, ein patenter Software-Spezialist, war vor drei Wochen bei ihr eingezogen. Inklusive seiner Leidenschaft für den Radrennsport, überall in Ks ansonsten so todschick reduziertem Dachhorst lagen Helme, Handschuhe, sportliche Wasserflaschen und Würdeattacken gegen ernst zu nehmende Männlichkeit in Form von Radlerhosen herum. Ks gar nicht heterosexueller Interior-Design-Feldwebel würde angesichts dieser Stillleben Königinnenmigräne entwickeln. Das Wort "Ich" war aus Ks Wortschatz gestrichen. Sie war mit fliegenden Fahnen ins Lager der "We-People" geflohen. Ab jetzt "lassen wir es uns gut gehen", und "überlegen wir, ins Grüne zu ziehen." "Im Emergency Room amerikanischer Spitalsserien würde man sagen: We have lost her", flüsterte ich F nach meinem Quacksi-Gau in den Hörer. "Schatz", kicherte sie, "das nennt man Beziehung. Das ist das, was Hollywood dann nicht mehr zeigt." Irgendwo zwischen dem rauen Sololeben und der Quacksi-Symbiotik musste es doch noch was geben. Ich gebe auf meinem Navigator "Freiraum mit Liebe" ein. Die Navi-Bitch kläfft sofort hysterisch: "Achtung, Ziel unbekannt." Ich pfauche zurück: "Klappe halten, du wirst nämlich noch schön schauen." www.pollyadler.atpolly.adler(at)kurier.at

Buchtipp:

chaos DE LUXE: Der Quacksi-Gau

"VENUS IM KOMA" - DER ERSTE POLLY ADLER-ROMAN ERSCHEINT Polly läuft - und zwar aus dem Ruder. Trotz Basislager bei der Paartherapeutin will sich ihr Mann Max plötzlich unerhörterweise selbst verwirklichen - und zwar so ganz ohne Polly. Die Tochter Resi pubertiert bis zum Anschlag und behandelt ihre Mutter wie eine lästige Stalkerin. Und als Reporterin an der Society- Front beißt sich Polly an einer durchgeknallten Aristo-Mischpoche die Zähne aus. Ja, und irgendwo gibt es noch einen Pleite-Bankier, der Polly entführt, um irgendwie zu überleben. In jedem Fall ist Pollys Leben sauanstrengend. »Deine Venus ist im Koma!«, kann da ihre astrologieverseuchte Freundin Gerti nur immer wieder feststellen. Jetzt wird Österreichs Kultkolumnistin Polly Adler endlich zur Romanheldin, in deren Stöckelschuhen man keinesfalls stecken möchte. Eine erzählerische Tour de force, in der die Society-Pappnasen der Republik bis zur Kenntlichkeit entstellt werden. Ab Ende Oktober im Handel.

Kommentare