Being-Single-Sucks-Momente
"Ich hasse Wochenenden", flüsterte F. – "Bist du naturtrüb?" – "Nein, aber es ist einfach eine deprimierende Anhäufung von BSSM’s." – "Was ist das? Ein rechtsradikaler Wanderclub?" – Sie schüttelte den Kopf wie ein durch Zoohaltung zermürbter Elefant: "Das steht für Being-Single- Sucks-Moments. An Sonntagen könnte man schon seit Stunden tot im Bad liegen und niemand würde es merken." Ich versprach ihr Trost durch verhaltenstherapeutische Radikalmaßnahmen: "Wir werden am Samstagvormittag zu Ikea gehen – die Zweisamkeitshölle schlechthin." Er: ,Wir brauchen nur Kellerregale und zwar drei Stück Sörensen unbehandelt – und keine Teelichter, Serviettenringe und Besteckbänkchen in Hunderterpackungen.’ – Sie: ,Immer denkst du nur an dich. Ich will uns doch nur ein gemütliches Heim machen!’ – Er: ,Aber mit meiner Kreditkarte! Ich brauche Stauraum, hörst du, sonst werde ich gleich einmal wahnsinnig ungemütlich!’ Sie (den Tränen nahe): ,Weißt du was? Du kannst dir deinen Stauraum rektal wohin! Und dir deinen Coq au Vin mit Faber-Castell an die Wand pinseln. Gib mir sofort die Autoschlüssel!’ Und all diese Miniatur-Strindbergs passieren, während du dich von deinem Masseur durchkneten lässt, in der Badewanne in einem neuen Frauenporno schmökerst oder dir im Kino ansiehst, wie entbehrungsreich das Streben nach ewiger Liebe sein kann." – "OK, guter Plan für Samstag. Aber was machen wir am Sonntag?" – "Da besuchen wir einen Partnerschafts-Töpferkurs auf einer Selbstverwirklichungs-Sommerakademie." – "Fühlst du dich nie einsam?" – "Allein, aber nicht einsam. Wir sind eben keine Sonntagskinder, sondern Montagsmädchen." – "Montagsmädchen, die das Monopol auf ihren Stauraum besitzen", fügte sie triumphierend hinzu. Ich hatte gewonnen. Für eine Woche zumindest.
polly.adler(at)kurier.at
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