Alma, Alma, Alma!
Unglaublich, wie viele Männer sie in die Raserei gestürzt hatte.
Alma, Alma, Alma! Berufsbedingt verbrachte ich die letzten Tage mit der Geniefresserin Alma Mahler-Werfel. Ich wütete in ihren Biografien. Unglaublich, wie viele Männer sie in die Raserei gestürzt hatte. Die brillantesten Exzentriker winselten vor ihren Toren, hechelten in Briefen, drohten mit Selbstmord und betranken sich bis zur Besinnungslosigkeit. Oskar Kokoschka ließ sich sogar eine Puppe von ihr anfertigen, als die „böse Circe“ seiner überdrüssig wurde, um seine Entzugserscheinungen zu lindern. Sie schrieb gelangweilt: „OK ist mir ein unersehnter Fremder geworden.“ Der Hass seiner Mutter auf Alma, die aus ihrem Sohn einen solchen Jammerlappen gemacht hatte, war so groß, dass sie „diese Kokotte“ erschießen wollte. „Was hatte Alma, was uns abhanden gekommen ist?“, fragte ich K, eine Kennerin der Wiener Fin-de-siècle-Salonlöwinnen. Schönheit konnte nicht der alleinige Treibstoff ins freiwillige Verderben für all die intellektuellen Spitzenkräfte gewesen sein. „Schön is a Königspudel nämlich a“, erklärte mir schon Freizeitphilosoph Ernsti an der „Alten Donau“, als wir ein Kolloquium zum Thema Frauen abgehalten hatten. „Lange Leine, feste Zügel in unregelmäßigen Intervallen und immer noch eine Option in der Tasche“, lautete Ks These, „das ist das darwinistische Prinzip. Mantelpaviane müssen eine Revierbedrohung wittern, damit sie Salti schlagen. Sie brauchen ein gewisses mondänes Desinteresse. Wir sind viel zu patent und rückrufbereit.“ Im letzten Satz lag viel Wahrheit: Alma trug nie Joggingensembles, ließ kochen und ihr Parfüm beim Herrn Balmain anrühren. Sie hatte Launen, Zickenanfälle und unfassbar schöne Seidenkleider. Ihr Credo „Wenn man sich nicht wie eine Göttin benimmt, dann wird man auch nicht wie eine behandelt“ sollte man sich ins Tagebuch notieren. Als ersten Schritt.
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